5. Mai 210 in Eburacum Cod. Iust. 3,32,1. - Athenische Gesandtschaft nach Britannien: IG II/III(2) 3707. 4. Februar 211 Tod in Eburacum HA, S 19,1; Dio 76,15,2. Zweite Hälfte 211 Rückkehr des Caracalla und Geta nach Rom Dio 77,1; Herodian 4,1-3. FORTVNA REDVX: Hill 42, aus d. J. 211. Zur Chronologie siehe S. S. Frere, Britannia2 (1974), 175 f. 212 oder Frühjahr 213 Abreise aus Rom Herodian 4,7,2. PROFECTIO AVG. : Hill, The Coinage of Septimius Severus 45 (datiert zwischen 210/13); siehe Kommentar. über Gallien nach Obergermanien und Rätien HA Cc 5,1 : His gestis Galliam petit atque ut primum in eam venit Narbonensem proconsulem occidit. Philostr. soph. 2, 32: Gesandtschaft des Sophisten Heliodoros es ta Keltika etne. J. Keil, SBAW 1956, H.3, 6 f. = IvEph. 802: presbeusanta ... eis Germanian ten ano. Mitte August 213 Eröffnung des Alamannenfeldzuges Henzen CXCVII = ILS 451 (11. Aug. 213): quod dominus n. ... per limitem Raetiae ad hostes exstirpandos barbarorum introiturus est. Etwa Ende Sept. 213 victoria Germanica Henzen CXCVIII = ILS 451 (6. Okt. 213): ob salute (sic) victoriamque Germanicam Imp. Caes. M. Aurelli Antonini. Im Heiligtum des Apollo Grannus (Faimingen) Dio 77,15,6; Keil a.O. = IvEph802. (Reise entlang des Limes ?) Vgl. Dio 77,13,4; siehe Kommentar. Ende 213 Weiterreise nach Pannonien (Gorsium ?); Winter quartier 213/14 vermutlich in Sirmium HA Cc 5,5 ; Herodian 4,8,1 ; siehe Kommentar. - J. Fitz, Alba Regia 6-7,1966,202 ff.; 12,1971,254 ff. - Sirmium: Keil a.O. = IvEph. 802; siehe Kommentar. Erste Jahreshälfte 214 Reise durch die Balkan- und Donau-provinzen Herodian 4,8,1: para toi Istroi stratopeda dioikese. - Dakien HA Cc 5,4: dein ad orientem profectionem parans omisso itinere in Dacia resedit. Dio 77,16,7; vgl. 78,27,5 (Geiselstellung der Daker); siehe M. Macrea, StCIstor 8,1957,215 ff. - Mösien HA, Cc 10,6 (Kämpfe mit den Goten); siehe dazu B. Gerov, Beiträge z. Gesch. der röm. Provinzen Mösien und Thrakien (1980), 251 ff. (verbesserte Lesung und Interpretation von CIL III14416 = ILS 7178). - Thrakien HA, Cc 5,8 : per Thracias cum praef. praet. iter fecit; Dio 77,16,7; Herodian 7,8,1. (- Marcianopolis ?) B. Pick, Die antiken Münzen Nordgriechenlands I 1 (1898), 195. - Perinthos E. Schönert, Die Münzprägung von Perinthus 192 f. Nr. 570,576; siehe Kommentar. Am Hellespont HA, Cc 5,8 : inde cum in Asiam traiceret, naufragii periculum adit; Dio 77,16,7. Zweite Hälfte 214 in Asia und Bithynien - Illion Herodian 4,8,3; Dio 77,16,7. - Pergamon Herodian a.O.; Dio 77,15,6 f.; 16,8. - Thyateira OGIS 517 = IGR IV 1287; OGIS 516 - IGR IV 1247. Siehe auch Keil - Premerstein, DAW 54,1911,13 f. Nr. 18: Schlichtung von Grenzstreitigkeiten praesentis Imp(eratoris) (= Caracalla ?). - Weiterreise vermutlich durch Ionien, Lydien und nach Bithynien Zu den einzelnen möglichen Stationen siehe Kommentar. Winter 214/215 in Nikomedeia, mindestens bis Mitte April 245 Dio 77,18,1 ; Henzen CC: [quod domi]nus n. ...felicissime ad h[iberna] Nicomediae ingr[essus sit]. S. Sahin, Museum Iznik (Nikaia) I 60; Keil, SBAW 1956, H. 3, 6 f. = IvEph. 802. Caracalla feierte dort am 4. April noch seinen Geburtstag (Dio 77,19,1). Frühjahr 215 Reise durch Kleinasien (Nikomedeia-Syrien) Herodian 4,8,6. - Prusias ad Hypium IvPrusias 9, 12 (Durchzug des kaiserlichen Heeres); ebd. 11 (Verleihung der porphura an einen Bürger). Vgl. auch IvPrusias 1, 6, 8, 48, 50; TAM IV 262; siehe S. 80 und Kommentar. (- Tyana) W. Reusch, Der historische Wert der Caracallavita 42, und Magie, Roman Rule 1553, zu Dio 77,18,4. - Tarsos Getreidespende an die Stadt (Münzen), siehe Ziegler, JNG 27,1977,29 ff. und S. 138. (Gegend von Anazarbos) AE 1978,812: Grabaltar eines eques singularis domini n. Imp. Antonini Aug. (Caracalla oder Elagabal). Sommer 215 in Antiocheia Dio 77,20,1; Herodian 4,8,6. Siehe Downey, Antioch 246 f. 215 (oder 216) Laodikeia Siehe Ziegler, Chiron 8,1978,507 ff. November 215 in Pelusion P. Oxy. 3602 (24. Nov. 215); vgl. 3603-3605 (24./27. Nov.). Dezember 215 bis März/April 216 in Alexandreia Dio 77,22 f.; Herodian 4,8,6 ff. ; HA, Cc 6,2 f. ; Epit. de Caes. 21,4; siehe auch S. 123. - P. Strasb. 245, dazu J.E.G. Whitehorne, CE 57,1982,132 ff. (Januar 216); P.Flor.III 382 (dto.); B.G.U.I 266 = Wilcken, Chrest. 245 (Jan./Febr.216); P. Oxy.3090 (Febr./März 216); P. Got. 3 = Hengstl, Griech. Papyri aus Ägypten (1978), 50 f. Nr. 11 (215/16). Siehe auch Kommentar. Frühjahr 216 in Antiocheia Syria 23,1942-43,173 ff. = AE 1947,182 - SEG 17,759 (27. Mai 216); siehe Kunkel, Festschr. H. Lewald (1953), 81 ff.; J. Crook, Consilium principis (1955), 92 f., 142 f. Abgaben für Caracallas Armee in Syrien: B.G.U.I 266 = Wilcken, Chrest. 245 (vor Ende August 216); P. Strasb. 688 (dto.); P. Oxy. 3091. 216/217 Partherfeldzug Dio 78,1 ff.; Herodian 4,11,2 ff.; siehe Reusch 47 ff.; Magie 1554; F. Kolb, Literarische Beziehungen (Anm. 460) 111 ff. Winter 216/17 in Edessa Dio 78,5,4; HA, Cc 6,6. Am 8. April 217 auf dem Wege von Edessa nach Carrhae ermordet Dio a.O.; Herodian 4,13,3 ff.; HA, Cc 7,1 ; Epit. de Caes. 21,6. Die Vorbereitungen für den Feldzug Caracallas gegen die Alamannen und für die Anwesenheit des Kaisers auf dem Kriegsschauplatz sind bereits im Jahre 212 angelaufen: Nicht nur muss die in Ägypten stationierte legio II Traiana damals ihren Marschbefehl nach Westen erhalten haben (E. Ritterling, RE 12 [1925], 1318), sondern auch die zum Heiligtum des Apollo Grannus führende Strasse in Rätien hat Caracalla im Jahre 212 auf eigene Kosten wiederherstellen lassen (siehe S. 88 mit Anm. 311). Beim gegenwärtigen Quellenstand lässt sich nicht entscheiden, ob der Kaiser noch im Jahre 212 oder erst 213 von Rom nach Norden aufgebrochen ist. Weder die im Jahre 212 aufscheinende proconsul-Tituiatur noch die PROFECTIO-Prägungen (BMC Emp. V 373 Nr. 95-98; RIC IV 1, 244 Nr. 225 f., datiert zwischen 210/13) geben ein entscheidendes Argument in die Hand; siehe auch W. Reusch, Der historische Wert der Caracallavita in den Scriptores Historiae Augustae (1931), 26. Eine auf den 5. Dezember 212 datierte kaiserliche subscriptio vermerkt als Propositionsort 'Carviti' (Cod. Iust. 4,29,1). Mommsen schlug eine Emendation des korrupten Ortsnamens zu 'Carnunti' vor, vgl. dazu die auf Dezember 212 datierte Devotionsinschrift für Caracalla aus Carnuntum ILS 2382 = E. Vorbeck, Militärinschriften aus Carnuntum(2) (1980), 256. Es ist jedoch zu bedenken, dass der Ort der Proponierung nicht zwingend auf die Anwesenheit des Kaisers an demselben hinweist (D. Nörr, ZSSR 98,1981,37, siehe auch unten).
Der Feldzug selbst lässt sich aufgrund der beiden bekannten Zeugnisse der Arvalakten recht genau auf den August/September 213 datieren. Die Operationsbasis bildete die Provinz Rätien. Gegen die Annahme, der Kaiser habe durch das Limestor bei Dalkingen die Provinz verlassen (D. Planck, ANRW II 5,1 [1976], 438 f.) hat H. v. Petrikovits Bedenken aufgrund der Topographie angemeldet (Die Rheinlande in römischer Zeit 317). Zu den Ereignissen siehe E. Ritterling, RE a.0.1317 ff.; H.-J. Kellner, Die Römer in Bayern(2) (1972), 132 ff.; Petrikovits a.0.316 f. 226.
Welche Punkte Caracalla ausser dem durch Dio und die Inschrift des ephesischen Anwalts bezeugten Heiligtums des Apollo Grannus in Rätien und der Provinz Obergermanien gesehen hat, muss unsicher bleiben; siehe Reusch a.O. 30 f. Anscheinend hat der Kaiser den Feldzug zunächst von Mogontiacum aus vorbereitet (siehe ausführlich Schumacher, Römische Kaiser in Mainz 78 ff.); den damaligen Legaten der dort stationierten legio XXII Primigenia, C. Octavius Appius Suetrius Sabinus, reihte er unter seine comites ein und übertrug ihm für den Feldzug das Kommando über eine aus Vexillationen bestehende Heeresgruppe (siehe S. 251). Vielleicht steht auch die von M. Christol (BJ 175,1975,129 ff.) besprochene Devotionsinschrift des Statthalters Q. Iunius Quintianus, gesetzt zwischen Januar und Oktober 213 (CIL XIII 6754), mit dem Aufenthalt Caracallas in Zusammenhang; sie kann jedoch nicht als Zeugnis eines zweiten kaiserlichen Besuches in Mainz herangezogen werden (so Schumacher 84). Desgleichen muss die Annahme von Reusch (28), bei der fragmentarischen Inschrift CIL XIII, 11831 handele es sich um eine Rede Caracallas an die Truppe, dahingestellt bleiben. Eine Reihe von in das Jahr 213 datierten Devotionsinschriften aus den Limeskastellen hat zu der Vermutung Anlass gegeben, der Kaiser habe eine Inspektionsreise entlang des obergermanisch-rätischen Limes unternommen; siehe etwa A. Radnoti, BayVgBl 37,1972, bes. 52 ff., mit einer fragwürdigen Rekonstruktion der Ereignisse, und H. Schönberger, JRS 59,1969,173 f. Eher könnte eine Notiz Dios (77,13,4), dass Caracalla an den Orten, die er als geeignet befunden hatte, Kastelle und Städte mit seinem Namen anlegen liess, auf eine Besichtigung des Limes hindeuten, obwohl solche noch nicht mit Sicherheit bestimmt wurden.
Von einer Rückreise nach Rom findet sich in der antiken überlieferung keine Spur. Die von Reusch (32; vgl. C. R. Whittaker, Herodian I [Loeb Classical Library] 412) als Beweis für einen Winteraufenthalt in Rom herangezogene Erzählung Dios (77,16) über die Vestalinnenschändung ist chronologisch nicht zu verwerten. Auch das vom Februar 214 datierte Reskript aus Rom (Cod. Iust. 7,16,2) setzt keineswegs die Anwesenheit in der Hauptstadt voraus, wie dies in den Sommer 213 und die Jahre 215 und 216 datierte Reskripte erweisen; siehe T. Honoré, Emperors and Lawyers (1981), 29 und D. Nörr, Zur Reskriptenpraxis in der hohen Prinzipatszeit, ZSSR 98,1981, bes. 34 f. Aus zeitlichen Gründen ist es viel wahrscheinlicher, das Winterquartier in einer der Donauprovinzen zu suchen, als eine erneute Anreise aus der Hauptstadt anzunehmen, da das Itinerar des Jahres 214, dem - wie unten gezeigt wird - auch noch eine Reise durch die Provinz Asia zugeordnet werden muss, dazu zwingt, das Reiseprogramm in den Donauprovinzen auf die erste Jahreshälfte 214 zu konzentrieren. Ferner spricht alles dafür, dass die im Jahre 213 von zwei praepositi annonae dem Caracalla dedizierte Inschrift aus Gorsium aus Anlass des kaiserlichen Besuches errichtet wurde; siehe Fitz, Alba Regia 12,1971,254 ff. (AE 1973,437) und S. 80 f. Da sich in Sirmium aufgrund der Aufzählung in der Städteliste des ephesischen Anwalts sicher ein längeres Quartier des Kaisers befunden hat, könnte man hier, wo bereits Marc Aurel zwei Jahre geweilt hatte, das Winterquartier 213/14 vermuten. Ausführlich zu Caracalla und Pannonien siehe J. Fitz, Il soggiorno di Caracalla in Pannonia nel 214, Accad. d'Ungheria in Roma, Quad. di docum. 2,1961,5 ff., allerdings mit einer im einzelnen problematischen Datierung und Rekonstruktion der Ereignisse.
Caracalla dürfte, wie sein Vater Septimius Severus, von Perinthos aus nach Kleinasien übergesetzt sein; darauf deuten zwei Münzbilder der Stadt hin mit der Abbildung von Fünf- und Siebenruderer mit Feldzeichen, siehe Schönert a.O. Ob der Bau eines dreitorigen Bogens in Thasos, zu Ehren Caracallas zwischen 213 und 217 dediziert (IG XII 8, 382), auf den Besuch des Kaisers zurückgeht, muss dahingestellt bleiben. In Anbetracht des bekannten Itinerars wäre dieser Abstecher mit einem beträchtlichen Umweg verbunden gewesen, so dass - abgesehen von der nicht ausreichend exakten Datierung - die Bestimmtheit, mit der Chr. Dunant und J. Pouilloux (Recherches sur l'histoire et les cultes de Thasos II [1958], 188) für einen solchen Besuch eintreten, fehl am Platze ist.
Die ersten, durch Dio und Herodian bekannten Stationen in Kleinasien waren Ilion und Pergamon. Im Heiligtum des Asklepios, wo Caracalla Heilung suchte, haben sich eine Statuenbasis für Iulia Domna und zwei derselben für Caracalla gefunden, von denen eine genau in das Jahr 214, das Jahr des Aufenthalts in der Stadt, datiert werden kann (Chr. Habicht, Alt. v. Perg. VIII 3, 12, 14-15); sie alle hat Habicht mit guten Gründen mit dem Besuch des Kaisers in Verbindung gebracht. Er datierte allerdings den Besuch irrtümlich in das Jahr 215, basierend auf dem lückenhaften chronologischen Gerüst bei A. Maricq, Syria 34,1957,302. Die Statue mit der Basis Nr. 12 aus dem Jahr 214 kann also durchaus von einem der kaiserlichen comites gestiftet worden sein, zumal der amtierende Prokonsul von Asia, L. Marius Maximus, wie ich andernorts zu zeigen versucht habe (Chiron 12,1982,234), als Dedikant nicht in Frage kommt. Auch die Verleihung der dritten Neokorie durch Caracalla (OGIS 513 = IGRIV 451; Magie 1551) dürfte in das Besuchsjahr 214 fallen.
über den Verlauf der Weiterreise durch Kleinasien und deren Datierung herrschte in der Forschung lange Zeit Uneinigkeit. B. Levick (Caracalla's Path, in: Homm. à M. Renard II [1969], 426 ff.) griff auf das bereits von A. v. Domaszewski (SHAW 9,13,1918,141 ff.) und danach von Reusch (39 ff.) entworfene Itinerar zurück, wonach Caracalla nach dem Winteraufenthalt in Nikomedeia durch das westliche und südli.che Kleinasien in Richtung Syrien gereist sei. Sie ging aber noch einen Schritt weiter und versuchte unter Hinweis auf Caracallas bekannte Alexanderverehrung zu zeigen, dass der Kaiser im Jahre 215 der Marschroute Alexanders des Grossen durch Kleinasien gefolgt sei. Das entscheidende Gegenargument bieten zahlreiche Inschriften aus Prusias ad Hypium, die wohlhabende Bürger u. a. für das Geleit zum Zwecke der Nachschubsicherung (parapempein) der kaiserlichen Heere ehren; dieselben haben schon Magie (1553) und L. Robert (RPh 93,1967,58) zu der richtigen Feststellung des Itinerars geführt und jüngst W. Ameling (Epigr. anat. 1,1983,68 ff.) zu einer entschiedenen Stellungnahme gegen Levick veranlasst. Darüber hinaus hat A. Johnston (Historia 32,1983,58 ff.) alle von Levick zusammengetragenen numismatischen Beweise entkräftet. Es kann nunmehr kein Zweifel bestehen, dass Caracalla mit seinem Heer durch Prusias gezogen ist (in IvPrusias 6 ist sogar von tais hierais diodois die Rede), und zwar, wie in IvPrusias 9 ausdrücklich vermerkt ist, in Richtung Osten (epi ten anatolen). Diese Zeugnisse kann man nicht dadurch wegdiskutieren (Levick 429), dass man sie auf den Durchzug des Septimius Severus und Caracalla im Jahre 194 bezieht: Erstens stammen sämtliche datierten Inschriften aus der Zeit Caracallas (ausser IvPru.sias 9 noch SEG 29,1281 aus Nikaia) bzw. Elagabals (IvPrusias 12, wo auf Durchzüge Elagabals, Caracallas und des Septimius Severus rekurriert wird); zweitens ist doch höchst zweifelhaft, ob man nach 20 Jahren des im Jahre 194 erst sechsjährigen Kaisersohnes gedacht hätte, abgesehen davon, dass dieser an dem Feldzug gegen Niger wahrscheinlich gar nicht teilgenommen hat, sondern in Viminacium zurückgelassen wurde (so Hasebroek 87 f.).
Caracalla hat sich also im Jahre 215 von Nikomedeia aus direkt in östliche Richtung gewandt und den gewohnten Weg quer durch Kleinasien auf der grossen Heerstrasse genommen. Vorzüglich zu dieser Route passt Herodians Angabe (4,8,6) aparas ... aphiketo. Asia und Bithynien werden namentlich genannt, hier und in dieser Reihenfolge hat sich der Kaiser längere Zeit in mehreren Städten aufgehalten, während er Galatien und Kappadokien (ta loipa ethne) bis nach Tarsos relativ schnell durchzogen hat. Nach einer Vermutung von D. French (Roman Roads and Milestones of Asia Minor, fase. I: The Pilgrim's Road. BAR Intern. Ser. 105,1981,45) hat Caracalla von Nikomedeia aus nicht die Strasse über Prusias-Claudiopolis, sondern über Nikaia-Iuliopolis nach Ankyra benutzt; er stützt sich auf die Tatsache, dass die erstere Strasse schmaler gebaut war, an einer Stelle nur 2,50 Meter Breite aufweist, weshalb sie für den Durchzug eines grösseren Heeres ungeeignet gewesen sei. Immerhin wäre dann zu erwägen, ob Caracalla seine Truppen nicht geteilt und auf zwei Wegen hat nach Ankyra marschieren lassen.
Der Aufenthalt Caracallas in Asia fiel somit ganz in die zweite Hälfte des Jahres 214. Neben Ilion und Pergamon ist die Anwesenheit des Kaisers nur in Thyateira nachgewiesen. Darüber hinaus hat man einen Hinweis auf den kaiserlichen Besuch in der Münzprägung bestimmter Städte gesehen, die den Kaiser den Stadtgöttern opfernd oder zusammen mit lokal besonders verehrten Gottheiten darstellt. Augenscheinlich lässt sich diese Verbindung nachweisen bei den ohnehin bezeugten Aufenthalten in Pergamon (Kaiser mit Asklepios und Tyche von Pergamon [BMC Mysia 154 ff. Nr. 319 ff.; SNG v. Aulock 1414,7514], als Opfernder [SNG Kopenhagen, Mysia 499]), in Thyateira (Kaiser mit Stadtgottheit und Statue des Apollo Tyrimnaios [BMC Lydia 309 Nr. 94; Imhoof-Blumer, Lydische Stadtmünzen 157 Nr. 24 f.]), Nikomedeia (Kaiser opfernd von Serapis gekrönt [SNG Kopenhagen, Bosporus-Bithynia 571]), Prusias (Kaiser opfernd [SNG Fritz William, Leake etc. VI 4128 - 'adventus issue'; SNG v. Aulock 7163]) und in Tarsos (Kaiser opfernd als demiurgos [SNG v. Aulock 6017]). Folgende Städte weisen vergleichbare Münzbilder auf (Angaben bei Levick 429 ff.): Alexandreia Troas, Hypaipa, Kilbianoi Neikaia, Kyzikos, Prusa, Nikaia, Ankyra, Smyrna (zusätzlich SNG v. Aulock 8006). Welcher historische Aussagewert den Bildern wirklich zukommt, wäre auf der Grundlage von K. Krafts Vorarbeiten über die Stempelkopplungen der kleinasiatischen Städte genauer zu eruieren; Kraft, Das System der kaiserzeitlichen Münzprägung in Kleinasien (1972), 38: 'Ob man freilich aus den Rs.-Bildern der Münzen jeweils auf einen tatsächlichen Besuch des Kaisers schliessen darf, oder ob bloss im Bildvorrat der Werkstätte vorhandene Typen auch für Orte verwendet wurden, die der Kaiser in Wirklichkeit nie besuchte, bleibt ungewiss.' Im Falle von Hypaipa und Kilbianoi Neikaia haben wir es sicher mit einem fremden Bildvorrat zu tun, während in Nikaia und Kyzikos aufgrund der Rs.-Bildtypen ein Aufenthalt des Kaisers vorauszusetzen ist (Kraft 71).
Trotz möglicher Unsicherheiten im Einzelfall lässt der Gesamteindruck des Quellenmaterials den Schluss zu, dass Caracalla im Jahre 214 den nordwestlichen Teil der Provinz Asia und die Westhälfte Bithyniens durchreist hat. Hier lagen die bedeutendsten und am heftigsten rivalisierenden Städte der Provinzen, die nach der persönlichen Inaugenscheinnahme und dem Eingriff des Kaisers verlangten. In dem Kampf um die Neokorietitel zwischen Ephesos und Pergamon, der aufgrund der Inschrift des ephesischen Anwalts, eines Schreibens Caracallas an Ephesos (IvEph. 212 mit Literatur) und der späteren Streitigkeiten unter Macrinus erschlossen werden kann, hat der Kaiser für Pergamon Partei ergriffen und Ephesos nur eine dritte 'Artemisneokorie' zugestanden (L. Robert, RPh 93,1967,44 ff.; Chr. Habicht, Alt. v. Perg. VIII3,73 f.). Die Vermutung der Erstherausgeber J. Keil und G. Maresch der o. g. Inschrift (JöAI 45,1960, B. 80 ff. Nr. 7), Ephesos habe der Kaiserin den Wunsch nach einem Besuch ihres Sohnes in der Stadt angetragen (so wiederholt bei G. Walser, ANRWII2 [1975],629), beruht auf einer falschen Ergänzung, die L. Robert (a.O. 59) richtiggestellt hat; wahrscheinlich hat Caracalla Ephesos nicht betreten.
Bereits Magie (Roman Rule 1553) und L. Robert (a.O. 49) haben daraufhingewiesen, dass die unter Caracalla verliehenen Neokorietitel an Tralleis, Smyrna (dritte Neokorie), Philadelpheia, Laodikeia am Lykos und Hierapolis (Iuliopolis - so Robert 57 - ist zu streichen, siehe French a.O. 45 f.) keineswegs auf einen Aufenthalt des Kaisers in der betreffenden Stadt hindeuten müssen, wie dies Reusch (39 f.) voraussetzte. Nichtsdestoweniger besteht im Einzelfall eine hohe Wahrscheinlichkeit einer zeitlichen übereinstimmung: So ist für Philadelpheia durch einen Kaiserbrief (SIG3 883 = IGR IV 1619) die Neokorieverleihung für den November 214 gesichert, als Caracalla eben diese Region bereist haben kann (siehe Magie 1552); in Parallele dazu hat der Kaiser Thyateira während seines dortigen Aufenthaltes zum Hauptort eines eigenen conventus iuridicus erhoben (OGIS 517 = IGR IV1287).
Zu Caracallas Ägyptenaufenthalt siehe J. Schwartz, CE 34,1959,120 ff., mit Korrekturen von Whitehorne CE 57,1982,132 ff. Auf dieses Ereignis nahm die stadtrömische Münze mit entsprechenden Motiven Bezug: Der Kaiser steht auf einem Krokodil und nimmt Kornähren von Isis in Empfang (BMC Emp. V 487 Nr. 286; RIC IV 1, 303 Nr. 544); die Münzen sind datiert durch die 18. tribunicia potestas, also vor den 10. Dezember 215. Der neue Oxyrhynchospapyrus 3602 bezeugt, dass der Kaiser noch Ende November in Pelusion weilte (die Zweifel von J. Rea im Kommentar scheinen mir unbegründet zu sein). Die in Alexandreia nach Caracallas Ankunft ausgebrochenen Unruhen (siehe S. 123) werden demnach in den Dezember 215 zu datieren sein. Unter den in der Tabelle genannten Zeugnissen wurden diejenigen ausser acht gelassen, die Abgaben in Form der annona erwähnen, da ihr ausschliesslicher Zusammenhang mit Kaiserbesuchen und Feldzügen der Kaiser zweifelhaft ist; siehe S. 70 mit Anm.231.
Ein an die Stadt Apollonia oder Herakleia in Karien gerichteter Brief (siehe J. u. L. Robert, La Carie II 274 f. Nr. 149) datiert vom Dezember eines unbekannten Jahres zwischen 213 und 217 und soll nach der auf W. Kubitschek zurückgehenden Ergänzung ausgestellt sein a[p' Antiocheia]s. Die von Millar, Emperor 49 Anm. 94 geäusserten Zweifel sind durchaus berechtigt, da bisher kein Anhaltspunkt für einen Winteraufenthalt Caracallas in Antiocheia vorliegt. Möchte man an der Ergänzung festhalten und nicht eher an a[p' Alexandreia]s denken, so kann der Kaiser nur im Dezember 216 für kurze Zeit aus Mesopotamien nach Syrien zurückgekehrt sein.