Prof. Dr. Richard Fisch
Eine Wanderung nach den Trümmern von Ostia
Wissenschaftliche Beilage zum Jahresbericht des Andreas-Realgymnasiums zu Berlin
Ostern 1898, p. 3-37
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1.
Pompeji und Ostia.Wer in Neapel auch nur einige Tage verweilt, wird sicher diese Gelegenheit benutzen, nach Pompeji einen Ausflug zu machen. Wer dagegen selbst mehrere Wochen in Rom zubringt, wird sich ohne eine bestimmtere Veranlassung schwerlich zu einer Fahrt nach Ostia verstehen.
Solcher Gegensatz ist einerseits durch die Verhältnisse Neapels und Roms bedingt. Im grossen und ganzen hält dieses nämlich die Fremden durch zahllose Herrlichkeiten in seinen Mauern zurück und lässt nur geringe Zeit für kurze Unternehmungen in die Sabiner und Albaner Berge übrig. Jenes hingegen beschäftigt den Besucher mit mancherlei Sehenswürdigkeiten nur auf einige Tage und treibt ihn alsdann nach allen Seiten in eine von der Natur wunderbar ausgestattete Umgebung hinaus. Und andrerseits sind die Überreste Pompejis schon an sich selbst und ohne das, was sich an pompejanischen Funden im National-Museum zu Neapel befindet, beachtenswert genug; von Ostias Trümmern, sofern man sie als Ganzes in Anschlag bringt, lässt sich Ähnliches nicht behaupten.
Freunde und Kenner des römischen Altertums, selbst wenn sie bereits in Pompeji gewesen sein sollten, mögen es gleichwohl nicht unterlassen, auch nach Ostia sich einmal zu begeben. Immerhin werden sie wenigstens einige höchst eigenartige Dinge hier zu sehen bekommen, die nirgends in gleicher oder ähnlicher Weise vorhanden sind. Wie bei Pompeji der Vesuv mit Asche arbeitete, so dass plötzlich an seinem Fusse diese blühende Ortschaft eingehüllt und für spätere Zeiten aufbewahrt wurde, so hat bei Ostia der Tiber mit seinem Schlamme allmählich gewirkt, so dass die bereits verlassenen Reste dieser an seiner Mündung gelegenen, einstmals recht ansehnlichen Handelsstadt eingeschlossen und fernen Jahrhunderten übermittelt wurden. Es lässt sich deshalb im voraus annehmen, dass hier noch manches Besondere angetroffen werden muss. Ferner war allein schon als Hafenplatz der alten Roma natürlich Ostia seiner Zeit von hervorragender Bedeutung; darum verdient es aber auch unsrerseits, selbst nur mit seinen Trümmern, eine gewisse Beachtung.
Freilich hat man, um während eines Besuches von Ostia den rechten Genuss zu finden, nicht nur die ausgegrabenen, nunmehr beinahe völlig ausgeraubten, einem endgültigen Verfalle entgegengehenden Mauern zu betrachten. Man muss vielmehr sich der Reihe nach auch noch alle die Aufschlüsse vergegenwärtigen, welche einerseits durch
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alte Schriftsteller, die gelegentlich auf Ostia zu sprechen kommen, und andrerseits durch Inschriften, Kunstdenkmäler, Gerätschaften, die zu Ostia ausgegraben wurden, für die Wissenschaft ermöglicht sind. Alsdann wird für einen regsamen Geist aus den heutigen Trümmerhaufen die Stadt annähernd so wieder erstehen, wie sie vor etwa fünfzehn Jahrhunderten beschaffen gewesen ist.
2.
Die ostiensische Strasse jetzt und einst.Ein herrlicher Maitag ist angebrochen; wir verlassen Rom, indem wir durch das 'San Paolo Thor', einst porta Ostiensis geheissen, hinausfahren.
Gleich rechts am Wege nach Ostia [1] erhebt sich das Grabmal des C. Cestius Epulo. In Gestalt einer mässigen Pyramide ausgeführt, lenkte es wie heute so schon in der Kaiserzeit und zwar seit den Tagen des Augustus die Blicke der Vorüberziehenden auf sich. Nur wird man im Altertum an den beiden gegen die via Ostiensis hin gelegenen Enden des Bauwerkes noch zwei Bildsäulen des Cestius erblickt haben. Wenigstens deuten zwei mit Inschriften versehene Pfeiler darauf hin, die, gleich dem unteren Teile der Pyramide lange Zeit verschüttet, im Jahre 1663 auf Veranlassung des Papstes Alexander VII ausgegraben wurden [2].
Wenige Augenblicke weiter befinden wir uns hinter dem Bache Almo, jetzt Acquatoccio genannt, in einer Gegend, die mit dem Namen des Apostels Paulus auss engste verknüpft ist. In ihr wusste man seit alter Zeit namentlich die beiden Stellen anzugeben, wo der gewaltige Mann durch das Schwert gerichtet, wo darauf sein irdischen Überrest beigesetzt worden war. Natürlich sprach man davon nur mit äusserster Vorsicht, so lange die Christen noch von den römischen Behörden verfolgt wurden; als aber das Christentum über das Heidentum den Sieg davongetragen hatte, da wurden auch die ehedem nur in aller Stille heilig gehaltenen Stätten einer öffentlichen Verehrung gewürdigt. Schon im Jahre 324 liess Kaiser Constantinus über dem Orte, wo der Verfasser des Römerbriefes die letzte Ruhe gefunden hatte, eine Kirche errichten. An ihrer Statt wurde am Ausgange desselben Jahrhunderts namentlich auf Veranlassung des Theodosius der völlige Neubau einer Basilika unternommen. Wer um das Jahr 400 von Rom nach Ostia zog, der konnte daher bereits dieses Theodosianische Heiligtum bewundern, dessen Pracht ein damaliger Dichter Aurelius Prudentius Clemens in mehreren Versen besingt [3]. Im Laufe der verschiedenen Jahrhunderte immer herrlicher ausgestattet, fiel es am 17. Juli 1823 einer Feuersbrunst zum Raube. Heute erhebt sich über der Ruhestätte des ersten Heidenapostels die ebenso schöne, wie prächtige 'chiesa San Paolo fuori le mura'.
Etwa zehn Minuten hinter San Paolo verlassen wir die via Ostiensis, um linkshin einen Abstecher nach 'San Paolo alle tre fontane' zu machen. Hier wurde, der Sage gemäss, Paulus hingerichtet. Sein abgeschlagenes Haupt schnellte dreimal über den Erdboden hin empor, und an den so berührten Punkten brechen seitdem bis auf diesen Tag drei Quellen des herrlichsten Trinkwassers heraus. Auch wird hier eine weisse Marmorsäule aufbewahrt, an welche einer Überlieferung zufolge der "römische Bürger aus Tarsus" bei seiner Enthauptung angebunden war. Solche Dinge fesseln uns auf unserem heutigen Ausfluge aber viel weniger als drei den Fussboden der Kirche schmückende Mosaik-
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gemälde [4], welche zu Ostia ausgegraben und auf Befehl des Papstes Pius IX hierher gebracht worden sind. Zwei davon, die in ihrem Muster ein eigenartiges Flechtwerk zeigen, gleichen ganz in Form und Farbe kleinen Teppichen. Das dritte, bei weitem grössere, führt in regelmässig abgeteilten Feldern, die durch wunderbar schöne Verzierungen eingefasst sind, die vier Jahreszeiten vor. Sie werden in weiblichen Brustbildern dargestellt und durch leicht erklärliche Beigaben kenntlich gemacht. Erfreut, durch eine Abbildung dereinst in der Heimat unserer Erinnerung an dieses herrliche Kunstwerk zu Hilfe kommen zu können, kaufen wir den frommen Brüdern, die am Orte hausen, eine Photographie des alten Schatzes ab und kehren dann zur Ostiensischen Strasse zurück, um auf ihr unsre Fahrt nach der ehemaligen Handelsstadt fortzusetzen.
Es dauert nicht lange, so kommen wir an den Tiber und erreichen damit den Platz, wo vor Zeiten der 'vicus Alexandri' gelegen hat [5], Ammianus Marcellinus [6] nennt dieses Dorf in seinem Berichte von einem grossen Obelisken, den ein alter Pharao vor dem Sonnentempel zu Heliopolis in Ägypten errichtet, Constantin der Grosse eingeschifft, Maxentius bis an die via Ostiensis gebracht und Constantius endlich in die Stadt auf den circus maximus geschafft habe. Und zwar wurde, wie wir bei dieser Gelegenheit noch genauer erfahren, das ägyptische Ungetüm eben bis nach dem dreitausend Schritte von Rom entfernt liegenden 'vicus Alexandri' zu Schiff gefahren, hier auf Schleifmaschinen geladen und dann langsam auf dem bisher von uns zurückgelegten Wege seinem neuen Bestimmungsorte entgegengerollt. Es ist dies derselbe Obelisk, der nach Jahrhunderten, von seinem Unterbau herabgestürzt und in drei Teile zerbrochen, sechs Meter tief unter der Erde wieder ausgegraben und im Jahre 1588 unter Papst Sixtus V durch Domenico Fontana auf dem Lateranplatze von neuem aufgerichtet wurde, wo er noch heute zu sehen ist.
Je weiter wir uns inzwischen von der Hauptstadt entfernt haben, desto stiller ist es auch allmählich ringsum geworden. Menschen sind weit und breit bald nicht mehr zu sehen. Anfangs sind freilich noch drei schwarz gekleidete Pfaffen schweigsam auf der Strasse an uns vorübergezogen, und in der Nähe einiger Jammerhütten, an denen wir vorbeigekommen, sind noch schmutzige und zerlumpte Kinder plötzlich emporgesprungen, um mit unglaublicher Ausdauer dem Wagen nachzulaufen und uns mit kläglicher Miene das übliche 'Signor, un soldo!' nachzurufen. Dann aber ist alles bald einsam und öde geworden. Nur hier und da beweist noch ein Maisfeld oder eine Weinanpflanzung, dass menschliches Schaffen nicht immer dieser Gegend ferne bleibt; auch zeigt ein am Rande des Weges grasendes Maultier, dass irgendwo in der Umgebung eine menschliche Behausung anzutreffen sein dürfte. Aber Bestimmteres lässt sich von der Landstrasse aus nicht entdecken. So können wir uns denn ungestört unseren Gedanken überlassen und, während das Fuhrwerk weiter eilt, unter Lerchensang und Nachtigallenschlag ausmalen, wie es auf der Strecke, die wir jetzt entlang fahren, ein und ein halbes Jahrtausend zuvor ausgesehen haben mag.
Im Altertum herrschte auf der zwischen Rom und Ostia gelegenen Gegend ein reges Leben und Treiben, das natürlich desto grösser wurde, je mehr man sich der Hauptstadt näherte. Damals gewährte eben ihre ganze Umgegend noch nicht den seltsamen Anblick der heutigen Campagna; vielmehr war wie innerhalb der Siebenhügelstadt, so auch ausserhalb ihrer Thore ein beständiges Kommen und Gehen zu beobachten.
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Namentlich aber den Tiber entlang war alles anders, d. h. nicht bloss munterer, sondern auch freundlicher gestaltet, als dies heute der Fall ist. :Der 'vicus Alexandri' ist sicherlich seiner Zeit nicht das einzige Dorf in dieser Gegend gewesen.
Auch manche ländliche Besitzung lieblichster Art war vor Jahrhunderten zwischen Ostia und Rom vorhanden. Einige davon lernen wir dem Namen nach durch Cicero kennen. Dieser wollte nämlich im Sommer des Jahres 45 v. Chr. den Manen seiner kürzlich verstorbenen Tochter Tullia an einem besuchten Orte einen sich ganz besonders bemerkbar machenden Gedächtnisbau errichten und verfiel demgemäss auf die in Rede stehende Gegend, ein Plan, dessen Veranlassung und Zweck uns lebhaft an die Cestius-Pyramide erinnert. Der betrübte Vater beauftragte daher seinen Freund Atticus wiederholt mit dem Ankaufe des erforderlichen Grundstückes, und so finden wir denn in den von Cicero an Atticus gerichteten Briefen [7] mehrfach Landhäuser erwähnt, die am Wege nach Ostia und zwar nicht weit von Rom gelegen haben werden. Als ihre Inhaber erscheinen ein Drusus, ein Lamia, ein Cassius, ein Silius, ein Damasippus, ein Albanius, ein Scapula, eine Clodia, ein Cusinius zusammen mit einem Trebonius. Weiter von der Hauptstadt entfernt hatte einigen Funden [8] zufolge C. Nonius Asprenas seinen Sitz; dasselbe gilt nach Plutarch vom Marius [9], dessen Gehöft, als im ager Solonius [10] befindlich, den Namen Solonium führt. Und schliesslich müssen auch noch vor Ostia an der via Ostiensis Villen gelegen haben, da entsprechende Ausgrabungen gemacht worden sind [11].
Neben solchen feinen Landhäusern waren aber natürlich auch einfache Bauernwirtschaften anzutreffen, und Gärten wechselten mit Ackerland, Wälder mit Wiesen. Was Plinius über einen von der ostiensischen Strasse sich abzweigenden Weg sagt, wird auch von dieser selbst gelten dürfen, nämlich [12]: "Die Aussicht ist reich an Veränderung; denn bald engt sich der Weg durch Waldungen ein, bald dehnt er sich offen durch weite Wiesengründe aus. Viele Schafherden, ganze Haufen von Pferden und Rindvieh sind zu sehen, die, durch den Winter von den Gebirgen vertrieben, hier bei gutem Grasfutter in der Frühlingswärme trefflich gedeihen".
Auf der via Ostiensis selbst ging es bei Tage und bei Nacht unruhig her. Schon der überseeische Handel und Verkehr musste viele Personen nötigen, dieses Weges zu ziehen. Aber auch sonst noch fand sich dazu manche Veranlassung. Beispielsweise seien die Gemüsehändler erwähnt, die von Ostia nach Rom kamen, um ihre Habe auf dem Gemüsemarkte daselbst feil zu halten. Melonen und Schnittlauch und Maulbeeren von Ostia bildeten in der Hauptstadt eine gesuchte Ware [13]. Manche Fischer von Ostia wünschten natürlich gleichfalls ihre Beute in Rom abzusetzen und hatten in dieser Beziehung besonders mit dem sehr schmackhaften scarus [14], sowie mit trefflichen Schollen und Meerkrebsen [15] gute Erfolge. Auch Mannschaften des Sicherheitsdienstes wanderten oft diese Strasse entlang. Kaiser Claudius hatte nämlich angeordnet, dass immer eine Abteilung von ihnen zu Ostia in Thätigkeit trat [16]. So gedachte er gegen die zahlreich hier vorkommenden Fälle von Feuersbrünsten Hilfe zu schaffen. Die an diesen Wachen Beteiligten wurden selbstverständlich in gewissen Zeiträumen abgelöst, so dass man den zum Dienste ziehenden oder von ihm kommenden Leuten nicht selten auf dem ostiensischen Dammwege begegnete. Ein derartiges Marschieren war sogar so häufig, dass die Soldaten dafür einst vom Kaiser Vespasian unter dem Namen "Schuhgeld' eine bestimmte Zulage verlangten. Der sparsame Herrscher antwortete ihnen mit dem Befehle, künftighin den
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Weg barfuss zurückzulegen; und da geschah denn in der That noch zu der Zeit des Suetonius Tranquillus [17]. In besonders dringlichen Fällen kam wohl selbst ausserordentlicher Ersatz aus der Hauptstadt herbeigeeilt [18]. Endlich sind auch alle diejenigen Bewohner Roms, jung und alt, arm und reich, vornehm und gewöhnlich, noch in Betracht zu ziehen, die, wie wir später sehen werden, zur Erholung oder aus Neugier oder zum Zeitvertreib an die Küste eilten. Wissen wir ja selbst von mehreren Kaisern, besonders aber vom Claudius [19], dass sie oft und gern zu Ostia verweilten. Das alles setzt natürlich voraus, dass nicht nur dieser Ort selbst, sondern auch die Strasse dahin im Altertum mit einer gewissen Annehmlichkeit und Freundlichkeit ausgestattet war. Und wenn man schon damals hier an Ruinen vorüberkam, die zu längst geschwundenen Städten wie z. B. zu Ficana [20] gehörten, so wurde dadurch der Eindruck des Ganzen eher gehoben, als beeinträchtigt.
Nicht minder lieblich als der Landweg muss auch der Wasserweg von Rom nach Ostia gewesen sein. Die Ufer des Tibers waren in alter Zeit noch, wie wir gesehen haben, mit schönen Landhäusern bedeckt, so dass man nicht nur von ihnen aus einen herrlichen Blick auf den dahineilenden Strom und die vorüberziehenden Schiffe genoss [21], sondern auch von diesen aus rechtshin und linkshin lachendes Leben beobachten konnte. Jedesmal wenn Nero diese Strecke befuhr, wurden, wie Sueton erzählt [22], hier und da an den Ufern zierliche Schenken hergerichtet, in denen vornehme Frauen die Wirtinnen machten. Es ist doch wohl anzunehmen, dass diese Aufmerksamkeiten dem vorüberkommenden Kaiser von ergebensten Unterthanen auf ihrem eigenen Grund und Boden erwiesen worden sind, und man wird sich demnach leicht ein Bild entwerfen können von der Freundlichkeit dieser Gestade und dem Leben, das einst auf ihnen geführt wurde.
Indem wir so von längst vergangenen Zeiten träumen, werden wir plötzlich daran erinnert, dass man die Gegenwart doch nicht völlig ausser acht lassen darf. Unser Wagen rollt nämlich an einer Herde mächtiger Stiere vorüber, die, von einem berittenen und spiesstragenden Hirten beaussichtigt, zum Weideplatz ziehen. Die gewaltigen Hörner der Vierfüssler bleiben für unser Gemüt nicht ohne eine gewisse Wirkung, und wir sind froh, ohne Schaden mit unserm Fuhrwerk an ihnen vorbeizukommen.
Wieder erblicken wir des weiteren auf lange Zeit nicht die geringste Spur von menschlichem Leben. Der Wagen gleitet unterdessen über kleinere und grössere Bäche und Kanäle eine Strasse entlang, die nur teilweise mit Schatten spendenden Bäumen eingefasst ist, hat bald hügeliges Gelände, bald eine ebene Fläche zu überwinden und kommt dem Tiber, den er immer zur Rechten behält, nur stellenweise ziemlich nahe. Auf der ganzen Strecke wird kein einziges Dörfchen, geschweige denn Dorf sichtbar; nur vereinzelt liegen am Wege hier und da unscheinbare Ansiedelungen. Mehrere Male fahren wir über grosse Pflastersteine dahin, die bereits der alten via Ostiensis angehörten und somit ihren Platz im dritten Jahrtausend behaupten. Noch deutlicher, als sie und einige alte Brückenpfeiler zu reden vermögen, spricht aus dem Altertum zu uns auf dieser Fahrt ein einziger grösserer Rest, ein links am Wege stehender Grabstein. Vom Wagen aus, der einige Minuten halten muss, lesen wir die Inschrift dieses altrömischen Denkmals. Sie erzählt uns ausführlich von einem gewissen M. Stlaccius Coranus [23], der ihr zufolge als Soldat weit in der Welt herumgekommen ist und sich manche militärischen Auszeichnungen erworben hat. Ähnliche, zum teil sogar dichterische [24] Zeugnisse der
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Vergangenheit, die bei anderen Stellen der Strasse nach Ostia aufgefunden wurden, sind schon lange in Museen untergebracht worden [25].
Bald erreichen wir eine Anhöhe, von der aus man in der Ferne das Meer gewahr wird. Auch Ostia tritt in Sicht. Nun geht es in beschleunigter Fahrt durch das Gestrüpp des Waldes von Ostia, den schon Virgil erwähnt [26], und schliesslich führt ein gerader Damm quer durch sumpfiges Gebiet auf das heutige Ostia zu. In neuerer Zeit hat man Versuche gemacht, diese ganze Gegend, die vom Sumpffieber beherrscht wird, freundlicher und für die Gesundheit des Menschen zuträglicher zu gestalten. Eine Vereinigung von Geschäftsleuten aus Ravenna hat umfangreiche Strecken bereits entwässert und in Ackerland umgewandelt, so dass man schon sich weithin erstreckende Kornfelder zu sehen bekommt. Doch bleibt immerhin noch sehr viel in dieser Beziehung zu thun übrig, weil Jahrhunderte lang mit fabelhaftem Unverstande gewirtschaftet worden ist. Im Altertume war die rechts vom erwähnten Damme gelegene Gegend insofern von besonderer Bedeutung, als man hier Salz zu gewinnen wusste [27]. Der anderen Seite, den eigentlichen paludes Ostienses, suchte schon Nero beizukommen und zwar in etwas seltsamer Weise. Nach dem entsetzlichen Brande nämlich, welcher im Jahre 64 n. Chr. einen grossen Teil Roms in Asche legte, durfte auf seinen Befehl kein Kornschiff, das nach der Hauptstadt kam, leer wieder zurückfahren, sondern musste von dem reichlich vorhandenen Schutte einen Teil verladen und nach Ostia bringen, woselbst er in den Sumpf zu werfen war [28]. Doch ist auf solche Weise nicht eben viel erreicht worden.
Nach einer Fahrt von zwei und einer halben Stunde verlassen wir nunmehr unser Fuhrwerk, das im heutigen Ostia zurückbleibt, und begeben uns noch einen Kilometer meerwärts zu Fuss weiter. Damit haben wir dann endlich die Stelle der alten, zur tribus Palatina gehörigen Kolonie Ostia erreicht [29].
3.
Allgemeines über die Lage des alten Ostia.Wenn man den vorschriftsmässigen Eingang zu den Trümmern von Ostia benutzt und sich nicht etwa vorher in ungeduldiger Erwartung durch einen allerdings leicht zu überwindenden Bretterverschlag hindurchzwängt, so befindet man sich alsbald im Mittelpunkt der ehemaligen Hafenstadt. Von hier aus wird am besten der Rundgang durch das in Frage kommende Gelände unternommen, mag es nun schon durch Ausgrabungen erforscht sein oder mag es noch bisher unbekannt gebliebene Schätze unter seiner Oberfläche verschliessen.
Zu solcher Wanderung würde man nun freilich, namentlich für die bereits bloss gelegten Teile, gern einen auf Einzelheiten eingehenden Plan bei der Hand haben, wie er etwa für Pompeji bei Overbeck zu finden ist. Entsprechendes giebt es jedoch für Ostia leider noch nicht. So muss man sich denn für das Allgemeine entweder mit ganz alten oder mit ganz kleinen Karten zufrieden geben, wie sie einerseits [30] Guattani, Nibby, Canina, andrerseits [31] Boissier und Grossi-Gondi = Cancani bieten, und gleichzeitig in dem Gedanken Trost finden, dass wenigstens für einige Teile der Ausgrabungen, allerdings in den verschiedensten Büchern, genaue topographische Aufzeichnungen geliefert worden sind.
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Nicht unerwähnt will ich lassen, dass fünfzehn hervorragende Stellen von ostiensischen Trümmerstätten für den Handel photographisch [32] aufgenommen worden sind. Selbst von zahlreichen Kunstwerken, die einst zu Ostia gefunden, dann aber in irgend ein römisches Museum gebracht wurden, kann man entsprechende Bilder käuflich erwerben. Sie ersparen es den weiteren Kreisen, erst in schwer zugänglichen Werken sich nach dieser oder jener Abbildung Umzusehen.
Das alte Ostia hatte etwa die Gestalt eines gleichmässig geteilten Eirundes, dessen grösster Durchmesser die Nordseite bildete und dessen Biegung sich südwärts erstreckte. Der Tiber strömte im Norden der Stadt ihrer ganzen Ausdehnung nach von Westen gen Osten entlang, nachdem er kurz zuvor bis zu der Stelle, wo nun das neue Ostia liegt, eine Richtung von Norden nach Süden befolgte. Im Laufe der Jahrhunderte ist in diesen Verhältnissen jedoch allmählich eine wesentliche Änderung eingetreten. Denn gegenwärtig befindet sich die von Norden gen Süden gerichtete Strömung ein bedeutendes Stück weiter westlich, so dass sie nicht gegen das heutige, sondern gegen das alte Ostia gerichtet ist. Damit hat sich naturgemäss eine zweite Verschiebung des Flussbettes verbunden. Dort nämlich, wo sich beim einstigen Ostia der Tiber wieder westwärts wendet, ist das rechte und ebenso das linke Ufer mit der Zeit weiter nach Süden gerückt, und dabei sind wichtige Teile auf der Nordseite der Stadt in die Wogen des zerstörenden Stromes gesunken. Dieser Vorgang ist gegenwärtig noch nicht beendet; auch jetzt noch müssen dem Tiber, und nicht bloss bei Gelegenheit grosser Überschwemmungen, die Trümmer so manchen Zoll entrichten. Leider werden zu ihrem Schutze auch in dieser Beziehung allem Anscheine nach nicht die erforderlichen Schritte gethan. Schliesslich befindet sich die Stätte des alten Ostia heute nicht mehr unmittelbar am Meere, sondern infolge der bedeutenden Schlammmassen, welche der 'gelbe' Fluss mit sich führt, ist nach und nach der Meeresstrand um drei Kilometer vorgerückt.
4.
Das Kapitol von Ostia.Nur ein Gebäude des ehemaligen Ostia hat der Tiber mit seinem Schlamme nicht zu bedecken vermocht, weil es eine zu hohe Lage besass. Das ist - und hier beginnen wir unsern Rundgang - ein Tempel [33], der, was auch seine örtliche Stellung innerhalb des Ganzen und seine allgemeine Umgebung beweist, jedenfalls für die gesamte Stadt von besonderer Wichtigkeit war. Auf einem mächtigen Grundbau errichtet [34], welcher eine Art unteren Stockwerkes bildet und fast so hoch ist wie der Tempel selbst [35], muss er seiner Zeit die übrigen Baulichkeiten im Umkreise wesentlich überragt haben. Als dann aber alles andere rings sich mit Schlamm bedeckte, da kam die Eingangsthür dieses Heiligtums, zu der sonst eine schöne Freitreppe hinaufgeführt hatte, mit dem neuen Boden in gleiche Höhe. Was nun noch aus der Erde hervorragte, zerfiel mit der Zeit, und nur die Kernmasse dreier Seitenwände blieb stehen, nachdem auch noch die Südseite eingestürzt war [36].
Den Überresten nach zu schliessen, wird dieser unzweifelhaft bedeutendste Tempel von Ostia überaus prächtig gewesen sein. Nietlöcher am Mauerwerk erweisen, dass er aussen und innen von Marmor erglänzte. Der grosse, viereckige Hauptbau war an beiden
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Seiten mit je drei Fenstern versehen. Den Giebel der Vorhalle stützten zehn korinthische Säulen, Von allem besitzen wir leider nur noch formlose Trümmer, die jetzt an der Aussenwand aufgeschichtet daliegen. Doch sind in wenigstens einigermassen erträglichem Zustande mehrere der herrlichen Bildhauereien [37] übriggeblieben, die ehemals den Fries ausschmückten. Sie befinden sich zur Zeit, ebenso wie etliche andere Dinge, die in dieser Gegend ausgegraben wurden, in der galleria lapidaria des Vatikanischen Museums [38]. Die Thürschwelle, einen prachtvollen, sechs Meter langen Block aus afrikanischem Marmor, hat Zeit und Menschenhand verschont. Er liegt noch an seinem alten Orte. Vor dem Tempel, dessen Eingang nach Süden gerichtet ist, erstreckt sich ein kleiner, einst mit Säulengängen gezierter Platz. Vom Innern des Heiligtums aus, das mit einer grossen Marmortafel beschenkt worden ist, - sie besagt, dass Pius IX im Jahre 1864 dieses Gebäude habe vom Schutte befreien lassen - sehen wir über weite Getreidefelder und können nur vermuten, was alles unter ihrem Boden noch begraben sein mag. Denn von unserem Standorte aus zog sich eine wichtige Strasse der Stadt im Bogen bis zu einem Thore hin und führte von da ab in gerader Richtung weiter nach Laurentum. Manches von dieser nächsten Umgebung ist schon einmal ausgegraben gewesen, aber wieder zugeschüttet worden [39].
Man hat sich gewöhnt, das in Rede stehende Gebäude, nachdem es eine Zeit lang Tempel des Jupiter und vorher noch anders genannt zu werden pflegte, als Tempel des Vulkan zu bezeichnen. Man betonte dabei, dass Ostia der Verehrung dieses Gottes sehr ergeben gewesen ist, dass seine Oberpriester hier als die Häupter des Religionsdienstes überhaupt angesehen worden sind, die übrigen Gesellschaften frommer Richtung überwacht und Privatleuten, welche es wünschten, die Erlaubnis erteilt haben, in heiligen Gebäuden Denkmäler zu errichten [40]. Es beruht diese Ansicht auf einem durchaus zu billigenden Gedankengange; aber sie ist doch nur ein erster Schritt auf der Bahn zum vollständigen Verständnis unseres Tempels. Denn seine eigentümlich hohe Einordnung scheint andrerseits noch zu einer weiteren Erklärung zu berechtigen. Viele Städte des römischen Reiches ahmten nämlich bestimmte Anlagen der Hauptstadt nach und versahen sich unter anderem z.B. mit einem Kapitol [41]. Auch Ostia hat nachweislich ein solches [42] besessen. Wo nun derartige Nachahmungen durch natürliche Verhältnisse, d.h. durch Anhöhen begünstigt wurden, da nutzte man solche selbstverständlich aus.* Ostia aber, im flachen Gelände gelegen, konnte sich sein Kapitol nur auf künstlichem Wege verschaffen. Daher eben der hohe Unterbau unseres Tempels, in welchem meiner Meinung gemäss eine Nachbildung zu erblicken ist, mit der, dem Muster Roms entsprechend, drei Gottheiten ihre Huldigung erfuhren. Drei Nischen in der Rückwand des Baues sprechen desgleichen dafür, insofern sie die betreffenden Götterbilder enthalten haben werden. Ein glücklicher Zufall setzt uns sogar in den Stand, die Dreieinigkeit des ostiensischen Kapitols angeben zu können. Zu Ostia is nämlich ein Relief gefunden worden [43], das man bisher nicht in seinem vollen Werte erkannt hat, das mir eine Anspielung auf die kapitolinische Trias der Hafenstadt zu enthalten scheint. Es stellt einen Vulkan, eine Ceres und irgend eine Meeresgöttin dar, etwa Amphitrite oder eine Tranquillitas.
* Zu den bisher bekannt gewordenen Kapitolen kommt noch dasjenige von Tarracina - Anxur hinzu. Vgl. meine Abhandlung "Tarracina - Anxur und Kaiser Galba im Roman des Petronius Arbiter. Berlin 1898."
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Vulkan, der im Bilde als Hauptperson auftritt, ist kenntlich an seiner Zange, Ceres an ihrem Ährenkranze. Die dritte Gestalt kommt mit dem sie erklärenden Beiwerk nicht recht zur Geltung, weil dieses zu sehr am Rande liegt. Doch wird es wohl die Zacke eines Tridens sein sollen, wie ihn sonst Neptun zu führen pflegt. (Auf eben diese Göttin ist vielleicht die sogenannte "Fortuna" oder auch "Abundantia" im braccio nuovo des Vatikans zu beziehen; nur hat sie in diesem Falle zum Kennzeichen nicht einen Tridens, sondern ein Steuerruder. Vgl. Abschnitt 9.) - Alles in allem genommen ist demnach unser Gebäude ein Kapitol, auf dem Vulkan allerdings und hauptsächlich, aber nicht ausschliesslich verehrt wurde. Hier wurden vielmehr den Verhältnissen Ostias als eines Handelsortes, eines Hafenplatzes entsprechend im Vereine mit Vulkan auch noch Ceres und eine weibliche Meeresgottheit angebetet, so zwar, dass freilich Vulkan den Vorrang behauptete, wie ja auch Romas kapitolinischer Jupiter die Hauptrolle zu spielen hatte (Vgl. Abschnitt 13.).
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Die Hauptstrasse und ihre Umgebung; Mittel, diese tote Gegend neu zu beleben.Wir steigen aus dem hohen Bau wieder herab, gehen um ihn herum bis zur Hinterseite und kommen damit auf eine breite Strasse, die in alten Zeiten geradeaus zum Tiber führte, jetzt aber gegen ihn durch einen hohen Schutzwall abgeschlossen ist [44]. Sie wird auf beiden Seiten von stattlichen Säulenhallen eingefasst. Die Backsteinpfeiler, auf denen die dazu gehörigen Dächer einstmals sich wölbten, stehen noch an ihrer alten Stelle; aber die Bogen sind eingestürzt, und nur an einigen Orten deutet noch eine Rundung des Gemäuers auf den ehemaligen Zustand hin. Mit Einschluss dieser beiden Seitengänge ist die Strasse fünfzehn Meter breit. Der Hauptweg ist schön gepflastert; ein Loch in seiner Mitte lehrt uns, dass unter ihm ein Kanal sich entlang zieht. Munteres Leben und Treiben herrschte vor Zeiten auf dieser 'strada principale', die nun so einsam und verlassen daliegt, und in ihren schattigen Anbauten drängten sich vor Jahrhunderten zahllose Menschenscharen, Arbeiter und Müssiggänger, Freie und Sklaven, Einheimische und Ausländer, Heiden und Juden und Christen.
Rechts und Links von dieser Hauptstrasse läuft je eine weniger breite Nebenstrasse mit ihr in gleicher Richtung. Das derartig umschlossene Gebiet zeigt Trümmer teils öffentlicher, teils privater Baulichkeiten. Guattani hat eine davon, der man zur Zeit dieses Gelehrten allerdings noch einen Besuch abstatten konnte, ausführlicher besprochen [45]. In ihr gab es und in den übrigen giebt es Wandgemälde, wie sie Pompeji zeigt, nicht mehr zu bewundern, weil alles zu sehr beschädigt worden ist. An zahlreichen Stellen finden sich eigenartig eingerichtete Treppenansätze, zum Beweise, dass zu Ostia die Häuser sich vielfach in mehreren Stockwerken erhoben. In der Regel mögen dann unten Geschäftsläden, oben Privatwohnungen sich befunden haben. Bei einigen Gebäuden sieht man in Marmorschwellen sich noch Rillen entlang ziehen. In ihnen schoben sich einst die nunmehr fehlenden Verschlussbretter der Verkaufsräume hin und her. Andernorts stösst man auf grosse Gefässe, die ehemals frei standen, jetzt aber als in den Sand eingemauert erscheinen. Im allgemeinen sieht jedoch dieser Teil der Ausgrabungen öde und kahl aus, ein Eindruck, der einigermassen nur dann gemildert wird, wenn man sich
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so manche Dinge, die sich jetzt im Lateran-Museum [46] oder im National-Museum delle terme [47] oder in den verschiedenen Abteilungen der Vatikanischen Sammlungen [48] befinden, als da sind Lampen, Schlüssel, Glassachen, Nippes, Nadeln, Goldschmuck, Schreibtafeln, Säulen, Statuetten, Büsten, Sonnenuhren, Marmorvasen, Wasserleitungsröhren u.s.w., an ihren Fundort zurückversetzt denkt und im Anschluss daran mit Hilfe der Vorstellungskraft dann altertümliches Leben üppigster Art sich auf der Stätte der jetzigen Zerstörung entwickeln lässt. Denn ohne Zweifel war Ostia ein vermögender Ort, und im Falle der Not wusste er ohne grosse Schwierigkeit von seinem Überflusse reichlich zu spenden. Bei dem Neronischen Brande halfen die Ostienser den um ihre Habe Gekommenen umgehend mit allerlei Gerätschaften bereitwilligst aus [49]. So haben denn in den nunmehr so inhaltslosen Räumlichkeiten sicherlich auch mancherlei im einzelnen mehr oder weniger wertvolle Gegenstände einst ihre Verwendung gefunden.
Ja, es fehlt nicht an Mitteln, selbst mit lebenden Wesen, d.h. mit Tieren und mit Menschen des Altertums diese so stillen Strassen und Gebäude von Ostia zu bereichern. - Im Museo Chiaramonti steht der steinerne Sarkophag des P. Nonius Zethus [50], ein beachtenswertes Kunstwerk. Auf beiden Seiten einer in der Mitte befindlichen Inschrift hat es merkwürdigen Bilderschmuck, rechts allerlei Hohlmasse, links einen Esel, der an einer Mühle dreht. Lasse man doch dies marmorne Tier Fleisch und Blut gewinnen und in einer der jetzt verödeten Fabriken Ostias arbeiten, so beginnt der Bann, der auf den Trümmern zu lasten scheint, schon zu schwinden. - Und um zu Menschen überzugehen, so kennen wir mehrere Ostienser durch Bildsäulen oder durch Brustbilder, die sich erhalten haben. Teilweise sind diese Personen auch ihrem Namen nach zu bestimmen. Bei einem andern Teile bleibt allerdings eine solche Frage offen. Und von manchem Bürger der Stadt endlich sind uns zwar nicht seine Gesichtszüge, wohl aber so viele seiner Thaten überliefert, dass wir von ihm schon dadurch ein gewisses Bild allgemeiner Art gewinnen können. - Im Zimmer XV des Lateran-Museums hängen z.B. an der Westwand zwei Reliefs mit Brustbildern von Caltiliern [51]. Sie sind beide "en profil" dargestellt, der eine, Caltilius Hilarius mit dem Kopfe nach rechts, der andere, L. Caltilius Celer mit dem Kopfe nach links. Und im Zimmer XVI treffen wir an der Südwand auf eine Platte mit drei Bildern "en face" [52]. Sie stellt einen bärtigen Mann mit gekräuseltem Haupthaar vor, daneben eine Frau, deren Haar auf der Höhe des Kopfes in ein eigenartiges Nest zusammengeordnet ist, und unter beiden einen kleinen Knaben. Einer zugehörigen Inschrift zufolge haben wir somit den Q. Lollius Liberalis und seine Anverwandten vor uns. An solche Sachen denke man beim Verweilen in dem alten Trümmerplatze, lasse sie Leben gewinnen, so dass die einzelnen Menschen, so zu sagen, aus dem Bilde heraustreten und in den Strassen Ostias von neuem spazieren gehen, und alsdann wird man es nicht bereuen, diese Gegend, trotz ihrer jetzigen Beschaffenheit, aufgesucht zu haben. - Im Zimmer I des genannten Museums ferner befindet sich ein Relieffragment von einem Sarkophagdeckel [53]. Es zeigt in seiner Mitte die ausdrucksvollen Züge eines Mannes mit spärlichem Bart und reich gelocktem Haupthaar. Wer darin vorgestellt wird, ist nicht mehr zu ermitteln. Aber das steht doch wenigstens nach einer nebenan befindlichen Verkaufsscene fest, dass der Betreffende einst irgend welchen Handel zu Ostia getrieben hat. Lasse man also dies steinerne Gesicht in einem ostiensischen Laden zu einem lebendigen werden, und wenigstens diese Stelle ist dann nicht mehr
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völlig tot. - Schliesslich kennen wir den P. Lucilius Gamala [54] zwar nicht seinem Aussehen nach; wohl aber wissen wir, dass er aus verschiedenen Gründen ein bedeutendes Ansehen genoss. Schon seine Vorfahren hatten in der Stadt eine hervorragende Stellung eingenommen. So war er denn bereits als Kind zum Decurio, d.h. zum Stadtrat gemacht worden. Herangewachsen erhielt er das Amt eines Pontifex, Quaestor, Aedil, Duumvir, also alle Ehrenämter, die in einer römischen Kolonie zu erlangen waren. Und als er starb, da wurde für ihn eine öffentliche Leichenfeier veranstaltet und hinterher ihm noch manche Bildsäule errichtet. Das alles hatte er aber auch redlich verdient, denn er hatte, wie selten jemand, für die Stadt und ihre Einwohner in uneigennütziger Weise gesorgt. Überaus prächtige Spiele und Gladiatorenkämpfe hatte er als Beamter gegeben, ohne die übliche Beisteuer der städtischen Behörde für sich in Anspruch zu nehmen. Zweimal hatte er sämtliche Einwohner von Ostia zu einem glänzenden Mahle eingeladen, einmal sie an 217 Tafeln bewirtet. Aus eigenen Mitteln hatte er in der Nähe des Forums eine Strasse auf ihrer ganzen, zwischen zwei Triumphbögen gelegenen Strecke pflastern lassen. Die Tempel des Vulkan, des Tiberinus, der Dioskuren liess er ausbessern. Um das Heiligtum der Spes machte er sich verdient. Vollständig neu wurden auf seine Kosten diejenigen Gebäude aufgeführt, in denen Venus, Fortuna, Ceres ihre Verehrung fanden. Den Markt und die Weinhalle beschenkte er mit öffentlichen Massen und Gewichten. Auf dem Forum errichtete er einen marmornen Ehrensitz. Ausserdem legte er ein ganzes Arsenal an und stellte die durch eine Feuersbrunst zerstörten Thermen des Antoninus wieder her. Endlich kam er sogar der Stadtverwaltung, als sie einer der Staatskasse gegenüber eingegangenen Verpflichtung nicht nachkommen konnte und deshalb schon Gemeinde - Eigentum veräussern wollte, mit seinem Vermögen zu Hilfe, indem er der städtischen Vertretung eine beinahe unglaubliche Geldsumme spendete. Ja, wäre die Inschrift, der wir diese Mitteilungen verdanken, nicht verstümmelt, so wurden wir auch noch weitere Beweise seiner bürgerfreundlichen Gesinnung besitzen. Dieses seltenen Mannes also gedenke man auf der heute so öden Hauptstrasse von Ostia, lasse ihn auf ihr entlang gehen und beobachte, wie er von allen Seiten begrüsst und gefeiert wird; alsdann muss man den Übelstand überwinden, dass wie Sachen, so auch Menschen des Altertums dem jetzigen Orte fehlen, und dass alles hier redet von der Vergänglichkeit der irdischen Verhältnisse.
Selbst das, was sich bis in unsre Zeit wirklich noch erhalten hat, geht einem allmählichen Verfalle entgegen. Wenn wir z.B. das Bild, welches man vor wenigen Jahren von der östlich mit dem Hauptwege gleichlaufenden Nebenstrasse aufgenommen hat [55], und den gegenwärtigen Zustand mit einander vergleichen, so finden wir, dass so manches inzwischen eingefallen ist, was bei Gelegenheit jener Anfertigung noch nicht umgestürzt war. Und an der westlich von der 'strada principale' gelegenen Seitenstrasse bietet sich überhaupt nicht mehr viel Möglichkeit zur Verschlechterung. Von der sich ehemals hier erhebenden grossen Markthalle sind nur noch winzige Pfeiler übrig geblieben, und man hat nach allen Seiten einen unbehinderten Durchblick [56]. In nächster Nähe davon ist mit Benutzung alter Mauern ein Aussichtsbalkon aufgeführt worden, von dem aus man bequem den mittleren Teil der Ausgrabungen überschaut. Doch merkt man hier auch am leichtesten, wie viel noch ringsum in der Ferne der Auferstehung harrt.
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6.
Die Uferstrasse und ihre Umgebung; Ostia als Handelsplatz und als Sitz der Getreideverwaltung;
das Fahrzeug "Isis Giminiana" und seine Inschriften.Wir gehen nunmehr eine westwärts führende Strasse [57] weiter. Dabei kommen wir rechter Hand an einem öffentlichen Gebäude vorüber, dessen Haupteingang, um das Ganze zu kennzeichnen, oben mit einem Kornmass versehen ist. Bald aber wird für uns rechtshin der Blick auf den Tiber frei, weil die Strecke beginnt, wo, wie ich schon vorhin ausführte, der Strom von Norden her gegen die Überreste der alten Stadt wütet. Links am Wege steht der gemauerte Kern einer alten Nische; ihre Bekleidung wirt wahrscheinlich so kostbar gewesen sein, dass sie schon vor Zeiten räuberischen Händen zum Opfer fiel. Dann geht es weiter das heutige Flussufer entlang und schliesslich durch eine Ruinenmasse hindurch, die sich früher noch bedeutend länger nach Norden hin fortsetzte, inzwischen aber von den Fluten des Tibers auf ihren Gegenwärtigen Umfang beschränkt worden ist. Stellenweise hat man hierbei alle Vorsicht anzuwenden, um nicht ins Wasser zu fallen. Mächtige Pfeiler, die noch vor kurzem aufrecht standen, haben sich hier bereits geneigt, und werden in absehbarer Zeit wie schon so manches andere gleichfalls in die Fluten versinken.
Die merkwürdigste Stelle auf diesem Wege ist die Vorratskammer eines Ölgeschäftes [58]. Daselbst trifft man auf mehrere gewaltige Krüge, die wie in den Erdboden eingemauert erscheinen. In alten Zeiten standen sie natürlich frei da, so dass man zwischen ihnen umhergehen konnte. Als sie wieder aufgefunden wurden, waren es dreissig an der Zahl [59]. Achtzehn wurden aber davon sogleich durch einen angesehenen und vermögenden Altertumsfreund angekauft und kamen so nach dem in der Nähe von Ostia befindlichen Castel Fusano. Diejenigen, welche zurückgeblieben sind, lassen auf ihren oberen Rändern teilweise noch Buchstaben und Zahlen und Fabrikmarken erkennen. Q. Tossius Proculus [60] ist der Name eines Ostiensers, mit dem wir auf solchem Wege bekannt gemacht werden. Er wird zu den, auch inschriftlich erwähnten, olearii von Ostia [61] gehört haben.
Die Nordseite der alten Stadt ist jetzt, wie gesamt, vom Wasser verschlungen. Aber wir schauen in die Vergangenheit mit unserem Geist zurück und erkennen somit ganz deutlich, welchen Anblick diese Gegend einstmals gewährte. - Am Tiber entlang, freilich da, wo jetzt etwa die Mitte seines Bettes ist, zog sich eine Uferstrasse hin, die mit den südlicher gelegenen Teilen durch Strassen und Gassen in Verbindung stand. Im Westen führte sie bis zum Meere. Auf ihr ging es zu allen Stunden des Tages und der Nacht recht lebhaft zu. Vertreter aller Völkerschaften drängten sich durch einander, Afrikaner und Syrer, Spanier und Ägypter, Gallier und Griechen. Hier erwarteten Sklaven die Ankunft eines Schiffes, das für ihren Herrn wichtige Nachrichten mitbringen musste [62], dort gaben einer abreisenden Standesperson Freunde und Verwandte das Abschiedsgeleit [63]. In den zur Seite gelegenen Schenken zechte allerlei Gesindel [64], unter welches zuweilen sich selbst ein hochgestellter Beamter mischte. Das Schiffervolk war darunter natürlich nicht zum wenigsten vertreten und erzählte sich von seinen mannigfachen
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Erlebnissen auf dem Meere [65] oder von den Tagesbegebenheiten Ostias [66]. Das Ufer entlang bis zur Meeresküste lagen stets Hunderte von Fahrzeugen grösserer oder kleinerer Bauart, und leichte Kähne fuhren fortwährend zwischen dem Ufer und den vorsichtshalber vor dem Flusse liegen gebliebenen grossen Frachtschiffen hin und her, diese um einen Teil ihres Inhaltes zu erleichtern [67]. Hier sah man Schiffe, die regelmässige Fahrten nach Gades in Spanien - der Weg erforderte ungefähr sieben Tage [68] - machten und Italiens Erzeugnisse gegen diejenigen Turdetaniens umtauschten [69]; dort lagen Fahrzeuge, die planmässig immer etwa vier Tage lang [70] nach Neu-Carthago liefen, um daselbst Wein und Öl aus Latium gegen eingesalzenes Fleisch zu verhandeln [71]; dort hielten die Segler, die bald aus Genua Vieh, Häute und Honig des cispadanischen Galliens [72], bald auch, namentlich wenn der Circius [73] über das Ligurische Meer wehte, Dinge, die Narbo [74] aus seiner Umgegend angesammelt hatte, herbeizuschaffen pflegten. Noch weiter hinten gewahrte man Schiffe, die entweder in zweitägiger Fahrt mit Carthago [75] oder in achttägiger Fahrt mit Alexandrien [76] die Verbindung aufrecht erhielten und die Waren Afrikas, z.B. auch allerhand wilde Tiere für die Circusspiele herüberholten. Nicht selten konnte man, wo ein frachtschiff gesunken war, Taucher beobachten, die von der verlorenen Ladung noch einige Sachen zu retten suchten [77]. Abteilungen der Feuerrotte zogen umher, dem Ausbruche eines Brandes durch Wachsamkeit vorzubeugen. Arbeiter waren damit beschäftigt, schadhaft gewordene Stellen des Ufers nach Anweisung eines Oberbeamten auszubessern [78]. Kurz, überall herrschte ehemals buntes Leben und Treiben auf einer Gegend, wo jetzt an öden mauern der Tiber vorüberfliesst, ohne dass sich auf seinen Fluten auch nur die geringste Spur von Handel und Verkehr erblicken lässt.
Die grösste Erregung zeigte sich alljährlich auf dieser Uferstrasse, wenn die Zeit erschienen war, dass die ägyptische Flotte mit Getreide kommen musste. Den bedeutendsten Teil nämlich dessen, was Rom in dieser Beziehung verbrauchte, lieferte Ägypten. Kein Wunder also, dass die römische Volksmenge für die Wahlen des obersten Leiters der Getreideverwaltung eine ausserordentlich lebhafte Teilnahme zu bekunden und sich gewaltig zu freuen pflegte [79], wenn anerkannt tüchtige Männer diese Stellung erhielten [80]. Kein Wunder ferner, dass stets die Besorgnis, ob das ägyptische Korn auch richtig eintreffen werde, gross, und die Freude, wenn es wirklich anlangte, fast grenzenlos war. Der Philosoph Seneca [81] schildert uns, wie ganz Campanien jubelte, wenn man in Puteoli jener leichten Fahrzeuge, der sogenannten "Boten" ansichtig wurde, die der Hauptflotte vorausfuhren und ihre bevorstehende Ankunft meldeten. Spähend drängten sich Hunderte von Menschen auf den Hafendämmen und suchten weit hinten auf dem offenen Meere unter der Masse der sichtbaren Schiffe diejenigen von Alexandrien herauszufinden, die an der eigentümlichen Form ihrer Segel leicht zu erkennen waren. Was wir so von Puteoli hören, gilt natürlich in erhöhtem Masse von Ostia, und mehr als tausend fleissige Hände setzten sich hier in Bewegung, wenn die sehnlichst erwartete Kornflotte die Tibermündung erreichte. Vom quaestor Ostiensis beziehungsweise procurator annonae [82], dem höchsten Beamten der Getreideverwaltung [83], bis zum Lastträger hinab hatten dann zahllose Menschen emsig zu schaffen, und zu solcher Zeit musste in und um Ostia, namentlich aber auch auf der zuvor behandelten Uferstrasse, ein überaus eifriger Geschäftsverkehr sich entwickeln. Die an ihr gelegenen Speicher wurden dann bisweilen mit
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solchen Unmassen von Vorräten angefüllt, dass man diese gar nicht alle aufbrauchen konnte, sondern später gelegentlich nutzlos vergeuden durfte [84]. Aus der Menge der Scenen, die sich zu solcher Zeit hier abgespielt haben, ist uns eine wenigstens im Bilde überliefert und zwar in der Grabkammer eines reichen Schiffsherrn von Ostia, auf die wir später in anderem Zusammenhange zurückkommen. Dies Wandgemälde [85], das sich jetzt in der Vatikanischen Bibliothek befindet, führt uns eine 'navis caudicaria' vor, d.h. eine aus rohen Baumstämmen Gezimmerte Barke, wie solche zur Schifffahrt auf dem Tiber benutzt wurde. Das Fahrzeug gehört, wie aus einer hinter ihm angebrachten Inschrift ISIS GIMINIANA hervorgeht [86], einem gewissen 'Giminius' und führt selbst den Namen 'lsis'. Auf dem Schiffshinterteile wartet über einer kleinen Kajüte, am Steuerruder der Pilot. Näheres über ihn besagen die neben ihm sichtbaren Worte FARNACES MAGISTER. Nicht weit von ihm erblickt man einen Mann, der in vornehmer Haltung dasteht. Er hat keinen erklärenden Zusatz, stellt somit wohl den Giminius selbst vor. In der Mitte der Barke wird man den Ladungsmeister gewahr. Seinem Namen nach durch die hinzugefügte Inschrift ABASCANTVS gekennzeichnet, ist er an einem grossen, geöffneten Sacke beschäftigt, in welchen ein Lastträger aus einem kleineren Sacke Getreide schüttet. Im Vorderteile des Schiffes hat sich ein anderer Arbeitsmann neben seinem noch angefüllten Getreidesacke niedergelassen und wartet darauf, dass auch er seinen Vorrat abliefern kann. Vom Ufer her schreitet ein dritter und ein vierter in gebeugter Haltung schwer beladen auf ein kleines Brett zu, welches das Fahrzeug mit dem Lande verbindet. Die Kornsäcke dieser vier Arbeiter hatten einst jeder eine Inschrift. Aber nur diejenigen haben sich davon erhalten, welche an den zwei in dem Schiffe befindlichen Werkzeugen angebracht sind. Die eine heisst RES, die andere FECI. Jene ist bis jetzt noch gar nicht, diese dagegen falsch erklärt worden. Ich bin der festen Überzeugung, dass man sich die erste zu CERES, die zweite zu FECVNDITAS vervollständigen muss. Besagte Kornsäcke waren also wohl Eigentum zweier ostiensischer Handelsgeschäfte, die sich in passendster Weise nach Göttinnen ihren Namen gegeben hatten [87].
Die Angelegenheiten der Getreideverwaltung wickelten sich jedoch keineswegs mit immer gleichmässigem Glücke ab. Es konnte zunächst z.B. vorkommen, dass die ägyptischen Schiffe ungewöhnlich lange auf sich warten liessen. Dann bemächtigte sich des Pöbels von Ostia und natürlich auch desjenigen von Rom, der sofort in hellem Haufen nach Ostia herbeiströmte, eine namenlose Furcht vor dem Hungertode, und es kam hierbei gelegentlich zu den grössten Ausschreitungen. Ammianus Marcellinus [88] erzählt uns eine solche, die im Jahre 359 nach Christo erfolgte. Widrige Winde hielten nämlich damals die Kornschiffe zurück. Der Pöbel scharte sich wiederholt zusammen und erging sich in Drohungen gegen den zeitigen Stadtpräfekten Tertullus. Dieser bot in einem bedenklichen Augenblicke mit rednerischem Gepränge sogar seine beiden kleinen Söhne behufs einer etwaigen Sühne zum Opfertode an. Über solcher Ungeheuerlichkeit kam das Volk wieder zur Besinnung. Tertullus brachte alsbald zu Ostia im Tempel des Castor und Pollux ein Gewöhnliches Opfer dar, und kurz darauf beseitigten sich mit dem Eintreffen der ungeduldig erwarteten Getreideflotte alle Schwierigkeiten von selbst.
Oft auch scheiterten Schiffe sogar noch auf der Fahrt von Puteoli nach Ostia an der latinischen Küste. Daher kam Nero auf den Gedanken, Bajä und Ostia mit einander durch einen Kanal zu verbinden [89]. Die Baumeister Severus und Celer hatten sich
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auch bereits ans Werk gemacht, als durch den Tod des Kaisers den angefangenen Arbeiten ein jähes Ende bereitet wurde. Sie riefen noch bei den nächsten Geschlechtern teils Staunen [90], teils auch Unwillen [91] hervor.
Ja selbst wenn man die Höhe vor Ostia erreicht hatte, so war man damit doch keineswegs bereits von jeglicher Gefahr los gesprochen. Das Einlaufen in den Tiber blieb schwierig, der Strand war an seiner Mündung schlecht und so veränderlich, dass oft ein Unglück sich ereignete. Deshalb wollte schon Caesar einen regelrechten Hafen bei Ostia anlegen [92]. Seine Ermordung durchkreuzte wie manchen anderen so auch diesen überaus zeitgemässen und lobenswerten Plan. Erst Kaiser Claudius kam darauf zurück und setzte ihn mit erstaunlicher Thatkraft durch [93].
Sogar denjenigen Schiffen, die schon in den Tiber hinaufgefahren waren, konnte noch allerlei Unheil zustossen. Sind doch zu Neros Zeit einst zweihundert Fahrzeuge im Hafen selbst durch einen gewaltigen Sturm zu Grunde gegangen, und gleichzeitig wurden hundert andere, die im Flusse vor Anker lagen, durch eine Feuersbrunst verzehrt [94].
Der durch Claudius zu Stande gekommene Hafen wurde übrigens aus sachlichen Gründen nicht unmittelbar an der Tibermündung, sondern eine ziemliche Strecke weiter nördlich erbaut [95]. Um ihn herum musste mit der Zeit natürlich eine neue Stadt erstehen, besonders seitdem auch noch Trajan die angefangenen Baulichkeiten durch wichtige Erweiterungen verbesserte [96]. Doch ist durch den Wettbewerb dieses schnell aufblühenden Ortes, der den Namen 'Portus' erhielt, Ostia niemals etwa vollständig in den Hintergrund gedrängt worden. Vielmehr behielt es selbst noch in der späteren Zeit stets eine gewisse Bedeutung, wie schon das über Tertullus Mitgeteilte beweist, und auch auf der von uns erörterten Uferstrasse herrschte demnach das ganze Altertum hindurch bis zu einem gewissen Grade ein lebhafter Verkehr.
7.
Der sogenannte kaiserliche Palast und die angrenzenden Bauten.Doch es wird Zeit, unsre Wanderung durch die ausgegrabenen Stätten fortzusetzen. Wir scheiden daher auf einige Augenblicke vom Tiber und steigen in eine alte Strasse hinab, die heute wie in einem Hohlwege westwärts mit einer kleinen Biegung zu einer anderen Trümmermasse hindurchführt. In ihr liegt ein überaus merkwürdiges Gebäude, das man, freilich ohne den geringsten Anhaltspunkt, als kaiserlichen Palast bezeichnet hat. Zwar tritt uns hier überall die Spur wahrhaft fürstlicher Pracht entgegen, aber nachweislich lebte in Ostia manch ein Millionär, der sich solchen Aufwand erlauben durfte. Damit ist indessen selbstverständlich nicht gesagt, dass es nicht doch ein kaiserlicher Palast gewesen sein könnte.
Wir durchschreiten eine stattliche Anzahl von Gemächern, die zum teil noch in ihrer Bestimmung durchaus verständlich sind. Grosse Säle wechseln mit kleineren Räumlichkeiten ab. Vielfach stehen noch Säulenstümpfe, stellenweise, z.B. gleich am Eingange des Ganzen [97], sogar noch vollständige Säulen aufrecht. Zu ihnen ist von Marmorsorten besonders der rote portasanta und der grüne cipollino marino verwendet worden. Von Kunstgegenständen, die in alten Zeiten diese Zimmer ausschmückten, hat eine Statue sich erhalten, die man zuerst für eine Ceres [98] hielt, jetzt aber richtig als
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eine Juno erklärt [99]. Sie steht zur Zeit im Braccio nuovo des Vatikans. Und aus dem Lateran-Museum gehören hierher eine weibliche Portraitstatue, ein jugendlicher Hermeskopf und der Kopf einer Nymphe [100]. Der Fussboden dieser Räume ist augenscheinlich einst überall mit prachtvollen Mosaiken bedeckt gewesen. Davon hat sich jedoch nur ein geringer Rest an Ort und Stelle erhalten. Auf dem langen Durchgange z.B., der in das Innere dieses ganzen Ruinenviertels hineinführt, sind noch umfangreiche Spuren des alten Estrichs zu sehen. Zahllose Ankerchen setzten sich in ihm zu regelmässigen, aber vielfach gegliederten Verzierungen zusammen, gewiss für eine See- und Handelsstadt ein passender Schmuck.
Links von diesem Orte kommt man in eine ansehnliche Badeanstalt [101]. Schwimmsaal, Dampfraum, Heizvorrichtung, alles ist seiner allgemeinen Anlage nach deutlich zu erkennen [102]. Auf ein grosses Vorzimmer folgt hier eine vertiefte Kammer, die an ihrem Eingange mit Stufen, an den übrigen drei Seiten mit abwechselnd eckigen und runden Nischen versehen ist. Ihrer sind zusammen genommen sieben, dergestalt, dass die ungeraden Nummern auf die eckigen entfallen und Nische drei, vier, fünf an der Rückwand liegen. In der Mittelnische vier stand, als sie bloss gelegt wurde, eine weibliche Gewandtstatue [103]; sie befindet sich jetzt im Lateran-Museum. Der Fussboden ist auch in dieser Badeanstalt überall einst mit kostbaren Mosaiken bedeckt gewesen. Den grossen Mittelraum müssen, den übrig gebliebenen Spuren nach zu urteilen, ehemals sogar farbige Steine geschmückt haben [104], und in einem Seitenzimmer wird noch heute unser Auge durch ein grösseres Mosaik in schwarz und weiss gefesselt, das einen kleinen Knaben vorstellt, welcher seine Peitsche schwingend auf einem Delphine reitet [105].
Zur Gesamtmasse dieser palastartigen Baulichkeiten gehört als eine Art von Hauskapelle ein zur Seite gelegenes Heiligtum des Mithras [106], jenes orientalischen Sonnengottes, der auch bei den Römern mit der Zeit zahlreiche Anbeter fand. Es hat zwei Eingänge, einen grösseren, nach Süden gelegenen, der für die Gemeinde diente, und einen kleineren, den der Priester benutzte. Das Innere des wenig umfangreichen Baues lässt drei Abteilungen unterscheiden. Zuerst kommt ein kleiner Vorraum, auf dessen rechter Seite man eine aedicola fand [107]. An ihn schliesst sich als grösster Teil der Platz der Gläubigen, durch verschiedene Bodenerhöhungen in drei längliche Streifen geteilt, von denen der mittlere tiefer liegt, als die beiden seitlichen. Jener trägt eine Doppelinschrift, aus der hervorgeht, dass L. Agrius Calendio dem Mithras zu Ehren den Fussboden dieses Gotteshauses durch ein Mosaik hat ausschmücken lassen [108]. In den Mitten der beiden Seitengliederungen stand, als man dies Gebäude ausgrub, je ein grosser Leuchter. Sie sind ihren Ausschriften zufolge von C. Caelius Hermeros [109], einem Vorsteher dieser Kapelle, einst gestiftet worden und befinden sich zur Zeit im Lateran-Museum [110]. Jeder von ihnen bringt zwei Mithrasdiener zur Darstellung [111]. Das Nordende des Ganzen schliesst endlich als dritter Teil der Altarraum ab. Seine Hinterwand, zu der vier Stufen hinaufführen [112], ist jetzt, so weit sie erhalten blieb, vollständig kahl. Man muss sie sich aber mit einem Mithrasopferbild geschmückt denken, wie solche mehrfach, auch in Ostia, gefunden worden sind [113]. Vor den erwähnten vier Stufen steht noch heute der alte Altar. Er ist, wie seine Inschrift auf der Vorderseite lehrt, gleichfalls der Güte des C. Caelius Hermeros zu verdanken [114] und zeigt auf der einen Seitenfläche in sehr seltener und an Hieroglyphenarbeit erinnernder Weise eine Kanne, auf der andern eine
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Schale vertieft ausgemeisselt, oben aber eine offenbar für fromme Spenden berechnete, schalenförmige Aushöhlung. In nächster Nähe dieses Opfersteines fand man ein in seiner Form höchst einfaches und darum sehr seltsames Idol [115].
Vor dem Haupteingange zu diesem Heiligtume liegen mehrere kleine Gemächer. In einem von ihnen trifft man auf eine Nische, die einst mit einem wertvollen Mosaikbilde ausgestattet war. Es prangt jetzt ebenfalls im Lateran-Museum als eine seiner kostbarsten Zierden [116] und zeigt den Gott Silvanus [117].
8.
Das ostiensische Meeresgestade in alter Zeit.Im weiteren Verlaufe unserer Wanderung steigen wir wieder empor und gewinnen dadurch von neuem auf beiden Seiten einen freien Blick. Rechts gewähren wir abermals den Tiber und links sehen wir über ein ebenes Feld. In weitem Halbkreis wird es von Ruinen eingeschlossen, die alle zu einem und demselben, unzweifelhaft höchst bedeutenden Bau gehört haben. Es wird das wohl die ostiensische Rhede gewesen sein, und alles innerhalb ihrer Rundung gelegene Land hat man alsdann für das Altertum sich hinwegzudenken und dafür eine Ausbuchtung des Tiberstromes einzusetzen. Bestimmteres lässt sich jedoch über diese Stelle nicht sagen, und eine Besichtigung der einzelnen Teile ist dem Anscheine nach nicht der Mühe wert. Wir gehen also sofort bis zu dem Orte weiter, wo nun die Torre Bovacciana steht und wo im Altertum der Tiber bereits das Meer erreichte. Hier müssen wir natürlich nach linkshin abschwenken. Somit kommen wir dann dem bereits durchwanderten Gebiet von Ostia mit der Zeit in den Rücken, und auf der rechten Seite schauen wir in eine einsame, bis zum Meere sich erstreckende Ebene, die im Altertume noch nicht vorhanden war, sondern erst später durch den ausgeflossenen Tiberschlamm sich gebildet hat.
Indem wir nun so einen einsamen Feldweg weiter wandern, malen wir uns aus, wie man im Altertume auf eben diesem Wege an Ostias Meeresstrande lustwandelte, und wir gedenken alles dessen, was wir über ihn bei alten Schriftstellern erfahren. - Hier ergingen sich zur Zeit des Antoninus Pius an einem Sommerabend der Grammatiker A. Gellius [118] und der von seinen Zeitgenossen nicht wenig bewunderte Philosoph Favorinus zusammen mit einem Peiripatetiker und einem Stoiker. Ihr Gespräch, dessen Gedankengang wir noch jetzt in des Gellius "Attischen Nächten" nachlesen können, drehte sich um die Frage, quantum in perficienda vita beata virtus valeret, quantumque esset in his, quae dicuntur extranea. - Einige Jahrzehnte später spielte sich hier ein noch merkwürdigerer Vorgang ab zwischen M. Minucius Felix, Octavius Januarius und Caecilius Natalis. Der zuerst Genannte hat ihn in seinem berühmten Buche "Octavius" auf die Nachwelt gebracht. Darin heisst es in der Einleitung wörtlich: Wir beschlossen einen Besuch in dem reizend gelegenen Ostia, meinem kranken Körper durch den Gebrauch von Seebädern aufzuhelfen. . . . Als wir nun um die Morgendämmerung am Tiberufer hinwandelnd dem Meere zugingen, so dass einerseits die Morgenluft mit ihrem milden Hauche den Gliedern Erfrischung gewährte, andrerseits die sandige Unterlage besonderes Vergnügen bereitete, indem sie dem weichen Tritte nachgab und unter dem Fusse einsank, bemerkte Caecilius ein Serapis-Bild; nach heidnischem Volksbrauche führte er daher seine
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Hand zum Munde und drückte einen Kuss darauf. Da sagte Octavius: "Mit nichten ziemt es sich für einen braven Mann, Bruder Marcus, jemand, der in und ausser dem Hause stets an deiner Seite ist, in so blinder und pöbelhafter Unwissenheit zu lassen und ruhig es mitanzusehen, wie er bei hellem Tage sich an Steine hängt, mögen sie auch geformt, gesalbt und bekränzt sein. Weisst du doch, dass die Unehre, die aus diesem Irrtum entspringt, dich ebenso sehr, wie ihn selbst treffen muss". Bei diesen Worten des Octavius hatten wir die Hälfte des Weges zwischen Ostia und der See hinter uns und betraten bereits das freie Ufer. Hier breitete, als wollte sie einen Spaziergang schaffen, die sanfte Woge überflutend weithin Sand aus. Wie das Meer immer, auch bei Windstille, unruhig ist, trat es, freilich nicht in grauer und schäumender Brandung, doch in kräuselnden und wirbelnden Irrwellen über die Ufer ans Land. Wir hatten eine kindliche Freude, indem wir an der Schwelle des Meeres unsre Sohlen feuchteten, da es wechselweise bald heranflutend unsre Füsse bespritzte, bald zurücktretend und seine Spuren zurückziehend seine Wasser in sich selber aussog. Gemach daher und ruhig weiter gehend schritten wir am Rande des sanft gekrümmten Gestades hin und merkten nichts von der Länge des Weges infolge unserer Unterhaltung. Sie bestand darin, dass Octavius uns von seiner Seereise erzählte. Nachdem wir derartig eine ziemliche Strecke Weges gegangen waren, kehrten wir wieder um und machten den nämlichen Weg zurück. So kamen wir an eine Stelle, wo kleine Schifferboote, ans Land gezogen und durch untergelegte Eichenbohlen dem feuchten Bodenschlamme entrückt, der Ruhe pflegten. Einigen Knaben, welche wie in die Wette sich damit belustigten, kleine Steine ins Meer zu werfen, sahen wir hier bei ihrem Spiele zu. Es lief darauf hinaus, dass man eine runde, vom Wogenschwall geglättete Scherbe vom Ufer nimmt, sie in ebener Lage mit den Fingern fasst, sich bückt und dann so weit als möglich über die Wellen hinlaufen lässt. Der Wurfgegenstand streicht nun entweder den Rücken des Meeres, indem er in sanftem Stosse dahingleitet, oder er durchschneidet die Flutenspitzen und blitzt daraus hervor, indem er fortwährend ausschlägt und sich wieder erhebt. Derjenige, dessen Stück am weitesten fortlief und am öftesten aussprang, galt unter den Knaben als Sieger. Während also unsrerseits alles dem Vergnügen, welches dies Schauspiel gewährte, sich hingab, hatte Caecilius weder Auge noch Ohr dafür, lachte auch nicht über den Wettkampf, sondern war schweigsam und ängstlich, blieb für sich und verriet in seiner Miene einen eigentümlichen Schmerz. Da sprach ich zu ihm: "Was soll das? Warum, lieber Caecilius, sehe ich nicht deine gewohnte Munterkeit? Und warum vermisse ich deinen selbst in ernsteren Dingen heiteren Blick?" Caecilius erwiderte: "Schon lange beunruhigt und peinigt mich das Wort unseres Octavius, mit dem er gegen dich losfuhr und dich der Nachlässigkeit zieh, um unter Benutzung deines Namens mich noch schwerer der Unwissenheit zu beschuldigen. Daher will ich noch weiter gehen; die ganze Sache habe ich mit dem Octavius auszumachen. Beliebt es, dass ich als Jünger gerade einer philosophischen Schule mit ihm streite, so wird er gewiss alsbald einsehen, dass ein Gedankenaustausch unter Freunden leichter sei als eine streng wissenschaftliche Unterredung. Wollen wir uns also nur auf diesem Felsendamm da niederlassen, der zum Schutze der Bäder aufgeworfen ist und ins Meer vorspringt; dort können wir von unserm Gange ausruhen und mit mehr Sorgfalt sprechen". Kaum hatte er dies gesagt, so setzten wir uns hin, dergestalt, dass sie mich in die Mitte nahmen und von beiden Seiten her deckten'. - So weit die wörtliche Schilderung des
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Minucius Felix, der nach solcher Einleitung im Hauptteile seines Buches ausführt, wie zunächst Caecilius das Heidentum, darauf Octavius das Christentum verteidigt, und zwar derartig, dass schliesslich Caecilius ein Christ zu werden beschliesst. Angesichts dieser genauen Darstellung der Vorrede ist nur das eine zu bedauern, dass wir ähnliche, d.h. sich auf die Beschreibung und Mitteilung von Äusserlichkeiten einlassende Stellen nicht noch aus späteren Jahrhunderten beibringen können, etwa aus jenen Tagen, da Hieronymus mit seiner frommen Freundin Paula [119], da Augustinus mit seiner edlen Mutter Monica [120] in Ostia verweilten. - Eine Begebenheit andrer Art tritt uns mit Sueton [121] vor die Augen. Danach sind vornehme Jünglinge von Rom an den ostiensischen Strand gekommen und haben sich mit arbeitenden Fischern eingelassen. Für eine bestimmte Summe Geldes haben sie ihnen nämlich den nächsten Zug abgekauft. Der neckische Zufall will nun, dass nach längerer Zeit die Fischer zwar nichts von Fischen, wohl aber ein wertvolles goldenes Gerät aus dem Wasser ziehen. Damit erhebt sich ein Streit zwischen den Männern von Ostia und den Spassvögeln aus Rom, indem beide Parteien vermeintliche Rechte geltend machen, ein Streit, der schliesslich wegen seiner seltsamen Sachlage selbst vor die Juristen gebracht werden soll. Ja, es ist nicht unmöglich, dass sogar bildende Künstler diese Begebenheit behandelten, dass ein leider sehr beschädigtes Marmorwerk aus alter Zeit, welches sich jetzt in der villa Borghese befindet, auf diese ostiensische Scene anspielt [122]. - Bei Macrobius [123] endlich sitzt der ziemlich mittellose Horus nackend in der Nähe von Ostia am Meere und trocknet auf dem Sande sein Kleid, das er soeben in den Fluten gewaschen hat. Hierbei muss er sich darüber wundern, dass trotz des vorgenommenen Reinigungsversuches alle Schmutzflecke im Gewande verblieben sind. Da tritt ein alter und erfahrener Schiffer näher und giebt ihm den Rat, seinen Rock lieber in den Tiberfluss zu tauchen. Er thut es, und siehe da, das Kleidungsstück wird vollständig rein. - Und noch manche andre aus dem Altertume stammende Nachricht könnten wir benutzen, um diesen oder jenen weiteren Vorgang sich abspielen zu lassen, z.B. auch die sich wiederholende Mitteilung verwerten, dass ein ungeheures Seetier sich bis nach Ostia verirrt habe und hier als ein Wunder der Schöpfung gefangen worden sei [124].
Mehr noch als solche Einzelheiten lehren uns über die Gegend der Tibermündung Sage und Geschichte. Hier soll in uralten Zeiten König Thebris oder auch Tiberinus geherrscht haben, den man nach seinem Tode unter die Götter versetzte [125]. - Hier soll Aeneas mit seinen troischen Scharen gelandet sein und Troja nova begründet haben [126]; in der Kaiserzeit glaubte man am Orte befindliche Anlagen irgend welcher Art als Überreste [127] jener Niederlassung deuten zu dürfen. - Hier soll ferner Ancus Martius die Stadt Ostia begründet [128] und mit Gräben [129] gesichert haben. - Hier machten in schon geschichtlicher Zeit die Bewohner von Antium einen räuberischen Einfall [130]. - Hier lagen punische Kriegsschiffe vor Anker [131], und hier schickten sich römische Flotten an [132] die Carthager zu bekämpfen. - Hier wartete im Jahre 204 der jugendliche P. Scipio Nasica, vom Senate als der beste Mann erklärt, mit allen ehrbaren Frauen Roms auf die Ankunft des Fahrzeuges, das die idäische Mutter von Pessinus nach Italien brachte. Unter den Versammelten befand sich auch Claudia Quinta, deren bis dahin bedenklicher Ruf durch die Teilnahme an diesem Dienste für die Zeitgenossen gereinigt wurde, deren Leumund von späteren Jahrhunderten sogar sagenhafte Verklärung erfuhr [133]. - Hier
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hat der Hain der Stimula gelegen, in welchem unter dem Deckmantel der Religion eine Zeit lang die schändlichsten Ausschweifungen erfolgten, bis das bekannte senatus consultum de Bacchanalibus auch ihnen ein Ende bereitete [134]. - Hier plünderten während des ersten Bürgerkrieges die Scharen des Marius [135], und hier irrte Marius selbst als Flüchtling umher [136]. - Hier vernichteten Seeräuber die gegen sie ausgerüstete und von einem Consul befehligte römische Kriegsflotte [137]. - Hier fuhr Tiberius zu einer Zeit, da er noch nicht Kaiser war, als charakterfester Mann von dannen, um nicht länger an der Seite einer sittenlosen Julia leben zu müssen [138]. - Hier kam Kaiser Gajus, eben erst zur Herrschaft gelangt und noch nicht auf Abwege geraten, von Pandataria und den Pontiae-Inseln daher und brachte die irdischen Überreste seiner Mutter und seines Bruders mit sich, die beide in der Verbannung gestorben waren [139].
Doch nicht nur diese Gegend, welche wir jetzt durchschreiten und welche uns so öde und einsam erscheint, war im Altertum belebt und schön; auch von der weiteren Meeresküste lässt sich ein Gleiches behaupten. Von Ostia bis nach Laurentum zog sich den Strand entlang eine bald zusammenhängende, bald unterbrochene Reihe von Landhäusern hin, so dass man mehrere Städte zu sehen glaubten [140]. Hier hat die Villa des Sejus gelegen, welche Varro [141] erwähnt; hier aller Wahrscheinlichkeit nach auch der Park des L. Aurelias Cotta, den Cicero [142] einst zu kaufen gedachte. Und wenn wir genauer wissen wollen, wie solcher Lustsitz, solcher Park den Einzelheiten nach ausgesehen haben mag, so brauchen wir nur die Beschreibung durchzulesen, welche uns Plinius [143] von seinem Laurentinum giebt. Anders sind diejenigen von Ostia sicherlich auch nicht gewesen.
9.
Allgemeines über den westlichen Teil der alten Hafenstadt
und über die verkehrte Art der anfänglichen Ausgrabungen von Ostia.Das Bild der schönen Vergangenheit wird bald durch die rauhe Wirklichkeit wiederum verscheucht. In nicht allzu grosser Entfernung sehen wir linker Hand vier seltsam geformte Trümmer in die Luft emporragen. Um zu ihnen zu gelangen, müssen wir den Feldweg verlassen und uns mühsam über ein holpriges Gebiet von Ackerfurchen hinweg arbeiten. Und doch bereitet auch dieser Gang ein nicht geringes Vergnügen. Denn auf Schritt und Tritt finden wir hier ein schönes Stück Marmor, da eine merkwürdige Thonscherbe, dort einen seltsamen Glassplitter, alles dies als die Zeugen einer reichen Vergangenheit. Mehrfach erblicken wir auf dieser Strecke hügelartige Erhebungen; daselbst dürften sich Ausgrabungen der Mühe verlohnen. Einsenkungen, die mit Unkraut dicht bewachsen sind, so dass man ihren Inhalt nicht zu erkennen vermag, zeigen uns Stellen an, die man vor Jahren bereits ausgegraben und ausgeplündert, dann aber mit schnödestem Undank ihrem Schicksal überlassen hat. Es hängt das mit der verkehrten Art zusammen, in der auch zu Ostia anfänglich die Ausgrabungen betrieben worden sind. Ihre Unternehmer gingen von einem mehr oder weniger räuberischen Grundgedanken aus und begnügten sich deshalb meistens damit, Wertvolles zu finden, wegzuschaffen und mit grösserem oder geringerem Unverstand anderweitig Zu verwerten. Was aus dem Fundorte wurde, war ihnen vollkommen gleichgültig, und da
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sie sich auch nicht auf sorgfältige Fundberichte einliessen, so sind leider viele Fragen, die wir vom heutigen Standpunkte der Wissenschaft aufwerfen müssen, nicht mehr zu beantworten. Daher denn einerseits so viele Stätten, die einstmals zwar ausgegraben gewesen sind, heute aber als verwahrlost nicht mehr betreten werden können und auch nicht einmal vermuten lassen, welche Gegenstände man auf ihnen gefunden hat. Daher denn andrerseits so viele Inschriften und namentlich Kunstgegenstände, von denen nur im allgemeinen feststeht, dass sie aus Ostia stammen, nicht aber bekannt ist, an welcher bestimmten Stelle dieser alten Handelsstadt sie zum Vorschein kamen. Es sind das 1) mehr oder weniger grosse Standbilder oder Büsten von göttlichen oder menschlichen Wesen, 2) beachtenswerte Gebrauchsgegenstände, 3) Reliefplatten mit merkwürdigen Darstellungen, 4) kunstreiche Sarkophage. Sämtliche Dinge solcher Art hier aufzuzählen und genau zu beschreiben, wäre durchaus unzweckmässig. Daher hebe ich nur das Bedeutendste davon kurz hervor: 1) Standbild eines als Vertumnus gedachten Antinous [144]; Standbild einer mit Steuerruder und Füllhorn ausgestatteten Göttin [145]; Standbild eines an einen Baumstamm gelehnten Narkissos [146]; Statuette eines Somnus [147]; vier Statuetten, die sich auf die Arbeiten des Herkules beziehen [148]; weibliche Gewandstatue [149]; Standbild eines gewaffneten Kriegers [150]; wundervolle Büste des Neptun [151], gearbeitet aus pentelischem Marmor; kostbare Büste des Octavian [152]; Kopf des Trajan [153]; Kopf des M. Aurelius [154]; Kopf des Antoninus Pius [155]; Kopf des Didius Julianus [156]; 2) Vase mit Darstellung eines Korybantentanzes [157]; Brunneneinfassung mit mythologischen Bildern [158]; 3) Reliefplatte mit einem Prometheus, welcher Menschen formt [159]; mehrere Mithras-Reliefs [160]; Relief mit Pluto und Proserpina [161]; 4) Sarkophagdeckel, auf dem der Winter ruht, dargestellt als eine weibliche Gestalt [162]. Solche oder ähnliche Sachen können z.B. auch in denjenigen Einsenkungen gefunden worden sein, die wir auf unserm jetzigen Wege antreffen. Aber Bestimmtes lässt sich, wie gesagt, in dieser Beziehung nicht angeben, und, was das Wichtigste ist, alle derartige Vertiefungen sind heute verwildert und unzugänglich. So gelangen wir denn ohne weiteren Aufenthalt schliesslich zu den anfangs bemerkten Trümmern. In der Nähe stellen sie sich als die vier übrig gebliebenen Eckpfeiler eines ostiensischen Thores dar. "Seethor" mag es geheissen haben, da es ersichtlich aus der Stadt gerades Weges an die See führte.
10.
Der Cybele-Tempel und die benachbarten Gebäude.Abermals müssen wir die Beschwerlichkeiten eines holprigen Geländes überwinden, um nunmehr an den Weg zu gelangen, der von dem zu Anfang beschriebenen Haupttempel ab sich nach Süden hin erstreckt. Dort wollen wir nämlich ein Heiligtum der Cybele und die damit in Verbindung stehenden Räumlichkeiten von Dendrophoren und Cannophoren näher betrachten. Es sind das religiöse Genossenschaften [163], die ihre Thätigkeit der grossen Götter-Mutter gewidmet haben. Sie treten seit der Zeit des Kaisers Claudius besonders hervor und haben z.B. auch die Aufgabe, bei feierlichen Umzügen mancherlei bedeutungsvolle Zeichen der Cybele-Anbetung einherzutragen. Aber wir werden in unsrer Erwartung bitter getäuscht. Auch an dieser Stelle sind die bereits ausgegraben gewesenen Gebäude wieder vollständig unbetretbar geworden, und jede Be-
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mühung, durch die Wildnis einen Weg zu gewinnen, bleibt erfolglos. Doch wir haben zuvor in dem betreffenden Ausgrabungsbericht [164] über diesen Ort nähere Erkundigungen eingezogen, und so stehen wir denn der vor uns sich ausbreitenden Wüstenei nicht vollkommen ratlos gegenüber.
Linker Hand liegt eine Ruinenmasse, in der eine kleine, aber merkwürdige Cybele-Kapelle zuerst unsre Augen auf sich lenken würde. Sie ist in ihrer allgemeinen Anlage [165] dem bereits besichtigten Mithras-Heiligtum nicht unähnlich. Auch hier ist ein Vorraum, ein Ort der Gläubigen und ein Altarplatz zu unterscheiden, und ebenso ist der Mittelraum durch verschiedene Bodenerhöhungen in drei längliche Streifen gegliedert, von denen die seitlichen den eingeschlossenen überragen. Dieser selbst hat sechs seltsame Mosaikbilder [166], einen Stierkopf, eine Schlange, einen Skorpion, einen Hahn, eine Eule, einen bärtigen Mann, alles Dinge, die für den Cybele-Dienst eine besondere Bedeutung haben. Endlich zeigt auch hier die Stelle des Altars einen um einige Stufen ansteigenden Aufbau. Neben dieser Kapelle führt ein schmaler Gang wahrscheinlich in ein Allerheiligstes, das wohl nur unter besonderen Bedingungen und Voraussetzungen betreten werden durfte.
Der etwas unregelmässige Bau [167], welcher auf der rechten Seite liegt, gliedert sich ersichtlich in drei Abteilungen, von denen die eine ein Viereck bildet, die beiden anderen je ein Dreieck ausmachen. In dem einen - die Bedeutung des anderen ist nicht mehr anzugeben - stehen noch die Spuren von zwei Altären, einem grösseren, der offenbar für die Göttin Cybele, und einem kleineren, der für ihren Liebling Attis bestimmt war. Hier herrschte demnach alljährlich in der Zeit vom 22.-27. März ganz besondere Aufregung, wenn die Fichte als Wahrzeichen des entmannten und gestorbenen Attis unter den heftigsten Klagen in den Tempel der grossen Göttin getragen und dort mit wollenen Binden umhüllt und mit Blumen geschmückt wurde, wenn darauf die Priester der Cybele, galli genannt, an ihrer Spitze der archigallus, sich mit religiöser Wut oft in entsetzlichster Weise selbst an ihrem Körper beschädigten, wenn zuletzt auf die Tage der wildesten Trauer wieder Tage ausgelassenster Freude folgten [168]. Die an den beiden Dreiecken liegende viereckige Abteilung war ein Tempel, dessen Vorhalle von vier Säulen getragen wurde. In und bei ihm kamen mancherlei über den Fundort Ausschluss gebende Dinge, namentlich Inschriften zu Tage, die man alle in Museen gebracht hat. Erwähnenswert sind von diesen Gegenständen [169] eine Venus-Statuette in Bronze [170]. ein kleiner, während des Gottesdienstes zur Verwendung gelangter Marmorkasten [171] mit Inschrift und seltsamem Schmuckwerk, und vor allem das umfangreiche Marmorbild eines liegenden Attis [172], welches, wie die an ihm befindlichen Worte besagen, von einem C. Cartilius Euplus einst gestiftet wurde. Von anderen Schenkungen haben sich nur die mit Inschriften versehenen Untersätze erhalten, die Bildsäulen dagegen, die einstmals darauf prangten, sind leider verloren gegangen. Es sind das meist Götterbilder [173] gewesen, aber auch Kaiserstatuen [174] haben sich darunter befunden. Die Spendenden, unter denen Frauen nicht fehlen [175], haben in der Regel zu den Dendrophoren und Cannophoren in einem besonderen Verhältnis gestanden [176]. Manche Ausschrift ist so umständlich, dass sie nicht bloss das Jahr [177], sondern sogar den Tag [178] angibt, an welchem die Schenkung erfolgte. Einige von den Genossenschaften selbst gesetzte Steine beziehen sich auf Verwaltungs-Angelegenheiten [179] und auf eigene Stiftungen [180].
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Von besonderem Werte sind unter den gefundenen Inschriften diejenigen, welche es wahrscheinlich machen, dass an diesem Orte auch wohl Taurobolien [181] stattgefunden haben. Der kirchliche Dichter Prudentius hat eine genaue und anschauliche Beschreibung dieses seltsamen Sühnopfers der Heiden hinterlassen. Der Einzuweihende wurde danach [182] in eine Grube gesteckt, welche oben mit siebartig durchlöcherten Brettern geschlossen war. Auf diese führte man den festlich geschmückten Opferstier und durchbohrte ihn mit einem Opfermesser vorn in der Brust. So quoll dann das Blut aus der Wunde in einem breiten Strome hervor und ergoss sich noch als warmes Lebensblut durch die Löcher über den in der Grube Befindlichen. Dieser wurde davon vollständig durchnässt und durchdrungen. Besonders Gläubige pflegten es sogar mit dem Munde aufzufangen, ihr Gesicht damit ganz und gar zu waschen und die besudelten Kleider sorgfältig zu verwahren. Solcher Taufe schrieb man die sühnende und reinigende Kraft einer Wiedergeburt zu. Derartige Opfer also sind den Inschriften zufolge auch zu Ostia, insonderheit an dem Platze, den wir jetzt betrachten, wiederholt vorgekommen, noch dazu mit dem ausgesprochenen Zwecke, dem Kaiser und der kaiserlichen Familie hierdurch einen Dienst zu erweisen.
Die Gesichtszüge einer Cybele-Priesterin in der Kolonie Ostia, nämlich der Metilia Acte, der Gattin des C. Junius Euhodus, können wir übrigens noch heute betrachten und zwar auf ihrem im Vatikan stehenden Sarkophage [183], der in Kostbarer Ausführung den Alkestis-Mythos behandelt. Im National-Museum delle terme ferner befinden sich zwei Büsten von ostiensischen Cybele-Priestern [184], die als solche auch an ihrem besonderen Kopfschmucke (corona und occabus) kenntlich sind. Und im Lateran-Museum endlich treffen wir auf einen mit merkwürdigem Bildwerk ausgestatteten Grabcippus, der dem L. Valerius Firmus [185] angehört, einem Priester der Isis und der Magna Mater.
11.
Die Grabkammern an der Strasse nach Laurentum.Von dem Hause der Dendrophoren führt ein Säulengang, der freilich nur noch in geringen Trümmern erkennbar ist, bis zu der via Laurentina. Den Erkundigungen zufolge, die wir vorher eingezogen haben, sind an ihr Grabkammern gefunden worden, die überaus beachtenswerte Malereien enthielten. Wir wenden uns also nach rechts, und da der Weg sich bald in ein Kornfeld verliert, so dringen wir entschlossen auch durch dieses, allerdings nicht ohne eine gewisse Anstrengung, weiter vor. Abermals stellt sich leider das Ziel als eine zur Zeit nicht betretbare Vertiefung dar, die rings mit Unkraut überwuchert ist. Da wir aber, wie gesagt, nicht unvorbereitet nach Ostia gekommen sind, sondern die einzelnen Ausgrabungsberichte [186] durchgelesen haben., so können wir auch über diese Stelle einige Mitteilungen machen.
Die Einsenkung birgt drei ausgeräumte Grabkammern, die, als man sie auffand, noch Inschriften und Wandgemälde enthielten. Im ersten Raum stiess man auf vier Inschriften [187] und ein Bild, das den "Orpheus in der Unterwelt" darstellt [188]; der nächste wies zwei Inschriften [189] und ebenso viele Gemälde [190] auf, die den "Raub der Proserpina" und eine noch nicht näher bestimmbare Tragödienscene behandeln; und in der dritten endlich entdeckte man ausschliesslich Gemälde [191], nämlich erstens das uns schon bekannt
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gewordene Fahrzeug "Isis Giminiana", zweitens einen Merkur, drittens ein Trinkgelage von fünf durch ihre dabeigesetzten Namen kenntlich gemachten Personen. Die mittlere, ein Mann namens "Foebus" scheint den Vorsitz zu führen und sein Nebenmann zur Linken, namens "Restutus" der Versammlung den Beweis zu liefern, dass er sein Glas bis auf den letzten Tropfen geleert habe. Diese Überreste sind jetzt alle im Vatikanischen oder im Lateranensischen Museum aufgestellt. Wir versetzen sie aber im Geiste an ihren ursprünglichen Ort zurück und malen uns vermöge der Vorstellungskraft aus, wie es mit diesem altertümlichen Platze einst beschaffen gewesen ist und heute eigentlich beschaffen sein sollte. - Seltsames Volk diese Römer! Bei ihren Gastmählern lassen sie kleine Figuren in Form von silbernen Skeletten umherwandern und gedenken so der Notwendigkeit des Sterbens [192], in ihren Totengrüften führen sie die lustigsten Augenblicke vor, die das Leben ihnen gewährt hat.
12.
Die Speicherstrasse und das Viertel des niederen Volkes.Nunmehr wählen wir die kürzeste Strecke, um aus dem uns einschliessenden Kornfelde wieder herauszukommen, und wandern dann gerade auf den Haupttempel zu, bei welchem wir unsern Rundgang begonnen haben. Von hier aus geht es nach Osten hin, wiederum an manchen vernachlässigten Vertiefungen, wie wir solche bereits mehrfach kennen gelernt haben, vorüber, zunächst in einen Bezirk, der in den älteren Zeiten der Stadt von einem kleinen Gewässer, vielleicht von einem nordwärts in den Tiber führenden Kanal, durchschnitten wurde. Hier hat sich im Wandel der Zeiten ein besonders starker Mauerrest erhalten. Einst war er zum Schutze gegen das Wasser aufgeführt worden. Später jedoch trat - wir wissen nicht, wann und warum - an Stelle dieses schmalen Wasserweges eine Landstrasse. Das alte Bollwerk war somit eigentlich überflüssig geworden. Doch wurde es nicht etwa vollständig beseitigt, sondern zu neuen Baulichkeiten, namentlich Speichern, benutzt, dergestalt, dass man seine ziemlich breite Wand nur an einigen Punkten durchbohrte, um Thüren zu schaffen. An diesen Lagerräumen ist namentlich die eigenartige Bauart des Fussbodens beachtenswert. Er war nämlich immer so eingerichtet, dass den auf ihm angesammelten Getreidemassen von unten her Luft zum Trocknen zuströmte.
Auf der östlichen Seite dieser Speicherstrasse liegt eine Menge von Ruinen, die offenbar ein Viertel bezeichnen, das nur von der untersten Klasse der Bevölkerung bewohnt wurde. Die Räume in ihm sind zwar zahlreich, aber auch ausserordentlich klein. An der Strasse steht hier ein grosser Wasserbehälter. Denn selbstverständlich war im alten Ostia nicht weniger als anderwärts für gutes Trinkwasser gesorgt. Davon zeugen ferner mehrere in und auch vor der Stadt aufgefundene Wasserleitungsrohre, die teils ins Lateran-Museum [193], teils in das Kirchersche Museum [194] gebracht worden sind, und mancherlei in der Umgegend von Ostia liegende Trümmer [195], die offenbar zu den Bogenbauten gehört haben, auf denen seiner Zeit der ostiensischen Bevölkerung geniessbares Trinkwasser zugeführt wurde.
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13.
Das Haus des L. Apulejus Marcellus und die anliegenden Tempel,
insonderheit der Mithrastempel und seine Bildwerke.Eine im Osten sich anschliessende Ruinenmasse verdient wieder eingehende Besichtigung [196]. Daselbst kommen wir zunächst in ein grosses Privathaus, welches einem am Orte gefundenen Bleirohr zufolge einst vielleicht ein L. Apulejus Marcellus bewohnt hat. Das Gebäude gleicht in den allgemeinen Verhältnissen ganz den pompejanischen. An Vorzimmern vorüberschreitend gelangen wir hinter einem Korridor in das Atrium. Acht Säulen standen hier um das Impluvium herum, das mit einer prachtvollen Wasserkunst ausgestattet war. In den verschiedenartigsten Seitenzimmern haben sich an mehreren Stellen des Fussbodens Mosaikwerke erhalten. Unter ihnen verdient dasjenige eine besondere Beachtung, welches Najaden erkennen lässt, die auf allerlei Seeungeheuern einherreiten.
Wie bei dem sogenannten kaiserlichen Palaste so schliesst auch bei dem Privathause des Marcellus sich zur Seite des Ganzen ein Mithrasheiligtum [197] an. Besonders gut erhalten, wird es gegenwärtig auch mit besonderer Sorgfalt gehütet und lässt erkennen, dass man ihm bei der Anlage den Charakter einer Höhle zu geben suchte. Abgesehen von der allgemeinen Einrichtung des Baues, die ja in ihrer Eigenart zur Genüge bekannt geworden ist, fesselt in ihm verschiedenartiges Beiwerk, das auf die hier einst erfolgten Vorgänge einen Rückschluss gestattet. Beim Eintritt erblicken wir, nachdem der Raum durch mitgebrachte Wachsstreichhölzer erhellt worden ist, auf dem Fussboden das Bild eines Dolches. Er spielt auf das Werkzeug an, mit dem der "unbesiegte" Gott jedes Mal seinen Gegner, den Stier, erlegt. Zur Seite links befindet sich eine kesselartige Vertiefung, in der vielleicht das Opferblut bereit gehalten wurde, dessen man bei gottesdienstlichen Handlungen bedurfte. Der Mittelstreifen der drei länglichen Gliederungen wird durch sieben Halbkreise gleichmässig geteilt. Ihre Rundung ist dem Altarraum zugekehrt. Möglicherweise stehen diese sieben Abteilungen mit den sieben Stufen im Zusammenhange, welche die Gläubigen allmählich durchlaufen mussten. Es sind das der Grad der Raben, der Geheimen, der Streiter, der Löwen, der Perser, der Sonnenläufer, der Väter. Die beiden seitlichen Abschnitte haben nicht je einen einfachen, sondern je einen doppelten Aufbau, von denen der nach hinten liegende jedesmal den vorderen etwas überragt. An den senkrechten Vorderflächen der beiden kleineren Erhöhungen sind die sechs Planeten in folgender Ordnung von rechts nach links dargestellt: Mars, Venus, Saturn, Jupiter, Merkur, Mond. Ihre ideelle Reihenfolge dürfte aber die sein, dass man links mit dem Mond beginnt, dann zum Mars hinüberschreitet, nunmehr nach links zu Merkur und Jupiter zurückkehrt, darauf sich rechts zu Venus und Saturn wendet und schliesslich vor dem an der Altarwand hinzuzudenkenden Mithrasbilde Halt macht. Damit ergibt sich - es ist dies bisher noch nicht erkannt worden - eine Anspielung auf die sieben Tage der Woche. In den waagerechten Oberflächen der beiden niedrigeren Erhebungen sind die zwölf Zeichen des Tierkreises angebracht, entsprechend den Verhältnissen des Altertums. Rechts an der Eingansthür steht man in der Herbstnachtgleiche, und es folgt dann auf dieser Seite der Winter mit
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Wage, Skorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann, Fische. Am Altarraum liegt das Frühlingsaequinoctium, und die andere Wand setzt darauf die Reihe fort mit Widder, Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Jungfrau. Jedes symbolische Zeichen ist begleitet von einem grossen Stern. Ausserdem haben diese beiden seitlichen Gliederungen noch in der jedesmaligen Mitte eine wahrscheinlich zur Aufnahme eines Leuchters bestimmte Vertiefung, und wo sie der Eingangsthür gegenüber ihr Ende erreichen, ist auf jeder Seite ein Fackelträger abgebildet. Der linke zeigt eine gesenkte Leuchte und dürfte den Abend bedeuten; denn der andere stellt mit einer erhobenen Fackel in seiner rechten und mit einem Hahne auf der linken Hand ohne Zweifel den Morgen vor. Alle beweglichen Gegenstände dieser sicher einst reich ausgestatteten Mithrashöhle sind leider schon vor ihrer endgültigen Erforschung bei Gelegenheit einer früheren Ausgrabung verständnislos von dannen geschleppt worden. Vor allem müssen das ein Mithrasopferbild und allerlei Beleuchtungsmittel gewesen sein.
Seitwärts vom Eingange zum Privathause des Marcellus lagen ehemals vier ganz gleich gebaute Tempelchen in einer Reihe dicht neben einander. Davon sind ausser ihrem gemeinsamen Unterbau jedoch nur einige Wände übrig geblieben. Die Vorhalle eines jeden Heiligtums war von sechs ionischen Säulen getragen. In dem einen wird man noch heute einen kleinen Altar gewahr, dessen Inschrift wahrscheinlich macht, dass hier einst Venus [197a] verehrt wurde.
In diesem Zusammenhange sei übrigens ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Einwohner von Ostia auf ihre Art recht fromme Leute gewesen sein müssen. Jedenfalls haben sie den Göttern nicht wenige Tempel erbaut. Von dem Kapitol, von den Kapellen der Cybele, von den Häusern des Mithras haben wir ja schon ausführlich gesprochen. Ausserdem werden noch bezeugt: ein Tempel des Kastor und Pollux [198], ein Tempel der Fortuna [199], ein Tempel der Roma und des Augustus [200], ein Tempel der Spes [201], ein Tempel des Tiberinus [202], ein Tempel des Jupiter [203]. Auch Isis und Serapis haben zweifelsohne hier ihre Kultusstätten besessen. Und wenn endlich noch in einer und derselben Inschrift für sich allein ein Tempel des Vulkan, für sich allein ein Tempel der Ceres [204] erwähnt wird, so steht das nicht mit dem im Widerspruche, was ich im vierten Abschnitte über Ostias Kapitol entwickelt habe. Denn ausser dem Heiligtume, in welchem die ostiensische Dreiheit gemeinsame Anbetung erfuhr, konnte es sehr wohl in Ostia gleichzeitig Kapellen geben, in denen die drei Mitglieder jenes Götterbundes einzeln verehrt wurden. Auch durften ja derartige Bauten bereits bestanden haben, als man von der Errichtung eines Kapitols noch sehr weit entfernt war.
Dass schliesslich nicht in entsprechender Weise bauliche Überreste für das Judentum und namentlich für das Christentum nachzuweisen sind, darf nicht weiter befremden. Jedenfalls waren um das Jahr 400 n. Chr. solche Heiligtümer in Ostia vorhanden, mögen sie auch im einzelnen unbedeutend gewesen sein. Die Zahl der Juden, die hier, wo der Handel in vollster Blüte stand, wohnten oder verkehrten, wird man eher zu klein als zu gross sich vorzustellen geneigt sein. Doch haben sich von ihnen nur dürftige Spuren erhalten und zwar in wenigen Inschriften mit griechischer Sprache [205]. Stärker noch als das Judentum machte sich mit der Zeit natürlich das Christentum in der Hafenstadt geltend. Doch lernen wir selbst dieses am umfangreichsten wiederum nur durch Inschriften [206], namentlich durch Grabinschriften kennen. Von den
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Bischöfen Ostias und von seinen Märtyrern braucht in diesem Zusammenhange nicht gesprochen zu werden.
14.
Das Theater und das Forum; der Cerestempel und der Nymphenbusch.Wenige Schritte weiter östlich geniessen wir einen besonders schönen Anblick [207]. Denn linkshin überschauen wir ein geräumiges Forum, und auf der rechten Seite gewahren wir die malerischen Überreste eines alten Theaters [208]. Seinen Inschriften zufolge wurde es wahrscheinlich in augusteischer Zeit, vielleicht von M. Agrippa, erbaut und später zweimal ausgebessert, zuerst in der Zeit des Septimius Severus und später noch einmal im vierten Jahrhundert. Bühne und Zuschauerraum, und zwar diesen mit allen seinen einzelnen Teilen, kann man deutlich erkennen. Die Wölbungen freilich, auf denen einst die Sitze des Publikums angebracht waren, sind eingestürzt, und überall liegen Stücke von zertrümmerten Säulen, sowie von sonstigem, architektonischem Schmucke, umher, z.B. auch Marmorblöcke mit Theatermasken. An der Vorderseite der Bühne laufen in abwechselnd halbrunder und viereckiger Form neun Nischen entlang. Zwischen ihnen stehen marmorne Pfeiler mit umfangreichen Inschriften, die für längere Zeit unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen. Sie erzählen von einstmals hochangesehenen Bürgern Ostias, beispielsweise von P. Nonius P. f. Livius Anterotianus [209], von Q. Acilius C. f. Fuscus [210], von Q. Calpurnius C. f. Modestus [211], von M. Licinius Privatus [212], von C. Julius Tyrannus [213], nennen ihre mannigfachen Verdienste um die Einwohnerschaft der Hafenstadt und führen die zahlreichen Ehrungen auf, die man ihnen hat zu teil werden lassen. Anfangs waren diese steinernen Untersätze möglicherweise innerhalb des nahe gelegenen Forums aufgestellt, und über jedem von ihnen prangte damals noch eine Bildsäule des betreffenden Mannes. Bei der letzten Ausbesserung des Theaters, die in Eile und ohne Sorgfalt vor sich ging, werden diese alten Pfeiler, ohne ihre Statuen, vom Forum aber weggenommen und dort, wo wir sie nun betrachten, als Material verwertet worden sein. Einige Teile des Zuschauerraumes sind wieder aufgemauert worden, so dass man in ihm fast bis zum äussersten Rande emporsteigen kann. Von hier hat man einen herrlichen Blick über die Trümmermassen des Theaters und über den nördlich sich ausdehnenden Platz.
Das Forum hat die Gestalt eines regelmässigen Vierecks von je 80 m Seitenlänge und war einst rings von Säulengängen umzogen. Nur wenige Reste sind davon an der Südseite übrig geblieben, wo einige korinthische Säulen und mehr oder weniger umfangreiche Säulenstümpfe noch aufrecht stehen, beziehungsweise wieder aufrecht gestellt worden sind. Man hatte zu ihnen Marmor verwandt, und darum konnten sie auch die Zeit besser überdauern als die übrigen, die nur aus Backsteinen erbaut und mit Stucküberzug versehen worden waren. Eine dieser marmornen Säulen wurde nicht auf der Südseite des Platzes, sondern in seiner Mitte ausgegraben. Sie trägt in halber Höhe die reliefartige Darstellung einer Opferung und eine dazu gehörige Inschrift [214].
Der um das Forum herumlaufende Rundgang war stellenweise durch Querwände in mehrere Kammern zerlegt, und diese dienten mannigfachen Genossenschaften als Vereinslokale. Am Orte Gefundene Inschriften [215] haben dargethan, wo die Gilde der Schiffer
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von Tarracina, wo die römischen Holzschiffer, wo die Zollbediensteten sich zu versammeln pflegten. Die Herberge der Kornmesser ist in einem auf der alten Stelle bis heute verbliebenen Mosaik zu erkennen, die der Wagemeister wurde dadurch festgestellt, dass man in ihr einen mit Inschriften versehenen Altar auffand. Er steht jetzt im National-Museum delle terme und verdient wegen der schönen und reichen Ausstattung seiner vier Seitenflächen eine genauere Betrachtung [216].
Auf dem eigentlichen Forum waren ebenso wie in den Seitenkammern einst rings herum über den entsprechenden Untergestellen allerlei Bildsäulen zu bewundern, die angesehene Männer mit Rücksicht auf ihre Verdienste erhalten hatten. Aber fast alles ist zu Grunde gegangen. Doch hat man, um den alten Zustand wenigstens einigermassen anzudeuten, einige von den Pfeilern, die im benachbarten Theater zum Vorschein gekommen sind, an der Ostseite des Forums so aufgestellt, wie sie etwa dagestanden haben können, bevor die letzte Ausbesserung ihres Fundortes geschah. Die Bildsäulen, die zu ihnen gehörten, vermochte man freilich nicht wieder herbeizuschaffen. Dass wir aber in der That uns dergestalt das Forum ausgestattet denken müssen, beweist eine Entdeckung, die auf der Westseite dieses Platzes gemacht wurde. Dort grub man nämlich einen Untersatz aus, der, seiner Inschrift [217] nach, dem P. Aufidius Faustianus gewidmet ist, und nicht weit davon wurde ein Standbild wieder ans Tageslicht gefördert, das doch wohl eben diesen P. Aufidius Faustianus vorstellen dürfte. Entsprechend könnten also immerhin jene aus dem Theater stammenden Marmorblöcke richtig an ihren alten Platz zurückgebracht sein. Und fehlen auch auf ihnen die Bildsäulen, es reden doch wenigstens ihre Inschriften deutlich genug und teilen uns allerlei merkwürdige Dinge mit, z.B. über Sex. Publicius Sex. f. Major [218], über Q. Petronius Q. f. Melior [219], über Q. Aeronius Antiochus [220], über C. Veturius C. f. Testius Amandus [221], über M. Junius Faustus [222].
Auf der Mitte des Forums liegen die Trümmer eines nicht allzu grossen Tempels. Seine Hauptkammer und seine Vorhalle sind den Grundzügen nach erkennbar. In jener hat sich auch ein Rest des Altars, in dieser von ihren zwei Säulen noch ein Kapitäl und eine Basis erhalten. Ausserdem kommen einige Inschriften [223] hinzu. Aus ihnen geht hervor, dass dieses Heiligtum einmal eine Ausbesserung erfahren hat, nicht aber, welche Gottheit in ihm verehrt worden ist. Man hat angenommen, dass es Ceres gewesen sei, und zwar deshalb, weil die am Forum gelegenen Vereinshäuser Gilden angehörten, die alle mit dem Getreidewesen mehr oder weniger in Verbindung standen. Einiges Licht würde alsdann auch auf eine sonst etwas unklare Anlage fallen, die man auf der östlichen Seite dieses Tempels vorfindet, und die namentlich einen künstlichen Wasserbau enthält. Denn dann könnte man ihrer Inschrift [224] wegen mit diesem Orte jene zu Ostia im Anfange dieses Jahrhunderts ausgegrabene Brunneneinfassung in Beziehung setzen, die von C. Caecilius Onesimus, L. Hortensius Gallus und N. Trebonius Eutyches "infolge einer Ermahnung der allerheiligsten Ceres und der Nymphen" einst gestiftet worden ist und sich jetzt in der galeria lapidaria des Vatikans befindet. Alles zusammen genommen würde demnach auf dem Forum ein Heiligtum der Ceres gelegen haben und daneben eine kleine schattige Anpflanzung von Baum und Strauch, in der für erquickungsbedürftige Seelen frisches Wasser plätscherte.
Beim Anblick dieses, wie auch immer von den Ostiensern benannten, Forums und der auf ihm herumliegenden und an ihm herumstehenden Säulen gedenken wir schliesslich
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so mancher zu Ostia gefundenen Inschriften [225], die da einen "porticus" erwähnen, die entweder nur von einem "forum" schlechthin oder vom "forum vinarii" reden - das mit dem unsrigen schwerlich sich deckt - und bei solcher Gelegenheit mehr oder weniger merkwürdige Mitteilungen machen. Desgleichen erinnern wir uns zweier Stellen in den scriptores historiae Augustae [226]. Nach der einen begann Kaiser Aurelianus zu Ostia in der Nähe des Meeres den Bau eines Forums, das seinen Namen tragen sollte. Nach der andern schenkte Kaiser Tacitus den Ostiensern einst hundert numidische Säulen.
15.
Die Kaserne der Sicherheits-Wachmannschaft.Wir verlassen das Forum an seiner Nordostecke und gelangen ostwärts auf einer alten Strasse in ein Ruinenviertel [227], dessen wichtigsten Teil eine Kaserne der Vigiles ausmacht. Auf diesem zuerst betretenen Wege gehen wir jedoch nur eine kurze Strecke entlang und biegen dann rechtsab in eine nach Süden führende Seitengasse ein. Von ihr aus bringt uns eine andere, die nach Süden gerichtet ist, vor einen der Haupteingänge zur Kaserne, vor die sogenannte "porta principalis dextra". Nun noch wenige Schritte, und wir stehen in der Mitte des grossen Gebäudes. Das Gesicht nach Westen wendend überschauen wir das Atrium und blicken hinter dem dieses Atrium umgebenden Säulengang in ein Augusteum. Das Dach der mittleren Halle ruhte den verbliebenen Spuren zufolge auf mächtigen Pilastern, und nur beim Durchgange zum Augusteum prangten zwei Säulen. Vor jedem Tragepfeiler hat wahrscheinlich eine Bildsäule gestanden. Doch sind nur einige Untersätze davon erhalten geblieben. Sie führen umfangreiche, mancher Einzelheiten wegen lesenswerte Inschriften und beziehen sich in der Reihe von links nach rechts auf Caracalla, auf Gordian, auf Tranquillina, die Gattin Gordians, auf Septimius Severus, auf Caracalla, auf Julia Domna, die Gattin des Septimius Severus.
Um ins Augusteum selbst einzutreten, müssen wir durch eine Art von Vorhalle hindurch, deren Fussboden mit einem kunstvollen Mosaikgemälde geschmückt ist. Der Bestimmung des Ortes entsprechend stellt es das Opfer eines Stieres dar. Zwei dahinter liegende Stufen führen in das eigentliche Kaiser-Heiligtum hinein. Seine Rückwand zeigt fünf auf einem gemeinsamen Unterbau stehende Altäre. Von links nach rechts aufgezählt weisen sie uns hin auf M. Aurelius als Caesar, auf M. Aurelius als Kaiser, auf Septimius Severus, auf L. Aurelius Verus, auf Antoninus Pius. Ausserdem steht rechts an der Wand noch das Untergestell einer Bildsäule mit einer erklärenden Inschrift.
Aufmerksames Lesen der genannten Inschriften [228] verschafft näheren Ausschluss über den Ort, an dem wir uns befinden. Danach [229] hat hier eine Abteilung jener Sicherheitstruppe gelegten, die von Augustus ins Leben gerufen worden. Wir wissen bereits, dass seit der Zeit des Claudius solch ein regelmässiger Dienst in Ostia ausgeübt wurde. Es wer dazu meistens mehr als die Hälfte einer von den sieben Cohorten bestimmt, aus denen die Gesamtmannschaft bestand. Solche Rotte führte den Namen "vexillatio Ostiensis". Den Befehl hatte der Tribun der betreffenden Cohorte und zwar unter dem Titel "praepositus vexillationis Ostiensis". Hadrian wies dem "Fähnlein von Ostia" das vor uns gelegene Gebäude als Kaserne an. Sie führte den Namen "castra
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Ostiensia". Septimius Severus und Caracalla haben sie ausbessern lassen und werden daher genannt "restitutores castrorum Ostiensium".
Die zahlreichen Seitenräume noch zu durchwandern, hätte nur dann Zweck, wenn manche Kritzeleien, mit denen ihre Wände im Altertum versehen worden sind, etwas weniger schwierig zu lesen wären. Wir begnügen uns also mit dem, was wir gesehen haben, und setzen unsre Wanderung fort.
16.
Die öffentlichen Bäder.Wir kommen zunächst an zwei Arbeitern vorbei, welche die nach Süden führende Seitenstrasse durch Ausgraben verlängern und gerade in dem Augenblicke, mit welchem wir vorübergehen, drei Münzen zu Tage fördern. Dann steigen wir wieder auf angeschwemmte Sandmassen empor und gelangen über sie hinweg bald darauf weiter östlich zu den Trümmern einer öffentlichen Badeanstalt [230]. Ihre Gesamtanlage gliedert sich, soweit sie ausgegraben ist, in zwei grosse Teile. Der östliche besteht ans einem umfangreichen Saale und zwei Vorzimmern, deren kleineres auf die Strasse führt. Der westliche zeigt ein Frigidarium, das mit zwei Schwimmräumen ausgestattet ist. Wie wir schon in einem ähnlichen Falle beobachteten, sind auch bei diesen wieder eckige und runde Nischen angebracht worden. Mehrere Kunstgegenstände und einige Inschriften hatten sich am Orte bis zu seiner letzten Auffindung erhalten. Doch nur ein umfangreiches Mosaik, das den Fussboden des Mittelsaales deckt und allerlei phantastische Seetiere erkennen lässt, ferner das mit Inschrift versehene Untergestell eines Standbildes des T. Petronius Priscus und drittens eine weibliche Gewandstatue ohne Kopf sind an dem alten Platze verblieben.
Beim Anblick der uns umgebenden Trümmer gedenken wir aller jener zu Ostia gefundenen Inschriften [2231], die da von öffentlichen Badeanstalten reden, sowie einer Nachricht bei den scriptores historiae Augustae, der zufolge Antoninus Pius ein "lavacrum Ostiense" hat erbauen lassen [232].
17.
Das römische Thor und seine Umgebung.Schliesslich erreichen wir den östlichsten Teil [233] der Ausgrabungen, indem wir abermals in eine alte Strasse der Stadt hinabsteigen [234]. Der Weg weitet sich an seinem Ende zu einem kleinen Platze aus, weil von rechts her sich mit ihm eine andre Strasse, deren Pflasterung besonders gut erhalten ist, im spitzen Winkel vereinigt. Zur linken treffen wir einen Brunnen an, vor welchem wahrscheinlich eine Säule in einsamer Pracht gestanden hat. Auf beiden Seiten liegen niedrige Mauerreste von alten Privatgebäuden.
Dann schreiten wir durch die Trümmer hindurch, welche vom "Römischen Thore" übrig geblieben sind, und haben vor uns das Ende derjenigen Strasse, die in alter Zeit von Rom nach Ostia führte. Rechter Hand stösst unmittelbar an die Stadtmauer ein Gebäude, das zu beiden Seiten eines Korridors acht Kammern aufweist. Man glaubte es als Thorwache erklären zu dürfen. In einem Nebenzimmer seiner linken Hälfte entdeckte
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man auf einer Platte die Zeichnung eines Spielbrettes und nahm an, dass es einst den auf Wache gezogenen Soldaten zur Kurzweil gedient habe.
Im übrigen ist der Weg zu beiden Seiten mit den Ruinen von Grabkammern bedeckt, die alle dicht an einander liegen und so viel der Fundsachen hergegeben haben, dass wir unmöglich auf jede Einzelheit auch nur hindeuten können, dass wir vielmehr schlechthin auf die Museumsschätze, namentlich diejenigen des Lateran-museums [235] verweisen müssen. Die linke Reihe dieser ostiensischen Gräberstrasse ist etwas länger als die rechte. Jene lieferte Sarkophage und Aschenkisten, beide teilweise mit Inschriften [236] bedeckt, und zwei Mosaikbilder [237], die den Raub der Proserpina in schwarz und weiss und eine Wildschweinjagd in Farben darstellen. Auf der entgegengesetzten, rechten Seite steht noch der mächtige Sarkophag des Sex. Carminius Parthenopeus [238], während sie ihrer weiteren Überreste bedeutenderer Art beraubt worden ist. Unter ihnen sind besonders zu erwähnen zwei Sachen, die jetzt im Lateran-Museum aufbewahrt werden, nämlich der mit sehenswertem Bildwerk und lesenswerter Inschrift ausgestattete Sarkophag des T. Flavius Verus [239] und ein mit Reliefs und Inschrift bedachtes Fries-Stück aus Terracotta, das eine Anspielung auf den Isisdienst enthält [240].
18.
Die Heimfahrt; Ostia einst und jetzt.Die Wanderung durch das alte Ostia ist beendet, und da wir die Gräberstrasse für den Schluss aufgespart hatten, so sind wir bald im heutigen Ostia wieder angelangt. Schnell lassen wir nun, da hier durchaus nichts Hervorragendes zu sehen ist, den Kutscher sich zur Rückfahrt bereit machen, und dann geht es auf demselben Wege wieder zurück, den wir in den Morgenstunden von Rom her gekommen sind. Nicht zum zweiten Male vermag diese Strasse die Aufmerksamkeit zu fesseln, um so weniger, als zwei entgegengesetzte Bilder "Ostia einst" und "Ostia jetzt" nunmehr lebhaft unsern Geist beschäftigen und einen Ausgleich verlangen. Darum erwägen wir auf der Heimfahrt vielmehr schliesslich noch die Frage: "Wie ist das Einstige zu dem Jetzigen geworden?"
So schön auch, wie wir gesehen haben, die Umgegend von Ostia unzweifelhaft im Altertum gewesen ist, zeitweise erschien sie doch in einem recht unangenehmen Lichte. Das war nämlich dann der Fall, wenn der Tiber über seine Ufer trat und ringsum Verheerungen anrichtete. Der jüngere Plinius [241] schreibt an einen Freund: "Ist das Wetter bei Dir ebenso unfreundlich und stürmisch? Hier sind beständig Stürme und häufig Überschwemmungen. Der Tiber ist ausgetreten und hat sich weit über das niedriger gewordene Ufer ergossen. Obwohl der Abzugsgraben, welchen der Kaiser in seiner weisen Vorsicht machen liess, viel aufnimmt, sieht man dennoch, so weit die Ebene reicht, nichts als Wasser". Solche Ereignisse traten vielfach ein und verlangten vorher und nachher eine umfangreiche Thätigkeit. So lange man dieser Anforderung im wesentlichen entsprach, so lange namentlich verständige Herrscher [242] sich um diese Dinge kümmerten, konnte der Schlamm des Tibers den Ostiensern nur vorübergehend verderblich werden. Aber Roms Macht sank allmählich, und von der Blüte der Hauptstadt war ja diejenige des Hafenortes abhängig. Mit dem Anfang des vierten Jahrhunderts begann
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daher für Ostia die Zeit des Niederganges, der langsam zu einem vollständigen Verfalle führte; und wo es etwa von Schriftstellern nun noch erwähnt wird [243], da geschieht dies in solcher Weise, dass man merkt, der Ort hat eben keine Bedeutung mehr. Schliesslich wurde wie der Tiber mit seinem Schlamme so auch noch das Meer mit seinen Seeräubern den geplagten Einwohnern derartig zur Last, dass einer nach dem andern den Sitz aufgab, alles, was von einigem Werte war, mit sich nahm, und, wie dies noch heute von den Italienern zu geschehen pflegt, die alte Wohnstätte mit ihren ausgeräumten Mauern einfach stehen liess. Da hatte der Tiber das Spiel gewonnen. Er setzte seine Überschwemmungen fort und bedeckte die einsamen Örter nach wie vor mit Schlamm [244], der nun aber, da er nicht wieder weggeschafft wurde, mit den Jahren alle Überreste der alten Stadt immer mehr und mehr vergrub, bis endlich nur noch ihre höchst gelegenen Teile aus dem neu gebildeten Boden hervorragten.
In einiger Entfernung von der Stätte, wo das alte Ostia schlummerte, entstand nach Jahrhunderten ein neuer Ort, der zwar ebenfalls Ostia genannt wurde, in allem anderen aber stets grundverschieden blieb. Namentlich hat hier immer in elenden Hütten bei freudeloser Abgeschiedenheit nur eine kleine Zahl von Einwohnern gelebt. Je weniger ihnen die Umgegend zu bieten vermochte, desto gieriger griffen sie infolge ihrer Armut nach den geringen Wertgegenständen, die noch am Orte vorhanden waren. Die aus der Erde emporragenden Zeugnisse des Altertums fielen somit ihren Händen anheim. Als der Historiker Poggio Bracciolini mit Cosimo de Medici einstmals Ostia besuchte [245], fand er seine Bewohner am Werke, einen ganzen Marmortempel, der sich bis dahin noch so ziemlich erhalten hatte, für ihre Kalköfen zu zerstückeln. Es unterliegt schon hiermit keinem Zweifel, dass leider das alte Ostia nicht so überliefert worden ist, wie es eigentlich hätte geschehen können und sollen. Aber die Sache geht noch weiter. Denn die neuen Ostienser wurden, nachdem sie das freiliegende Marmormaterial verwendet hatten, naturgemäss darauf geführt, den Erdboden nach gleichem Stoffe brauchbarer Art zu durchsuchen. Und sie haben gefunden, was sie verlangten; dies lehrt die Thatsache, dass erst aus ehemaligen Kalköfen von Ostia mehrere Untergestelle von Bildsäulen und andre Bruchstücke aus Marmor wieder herausgeholt werden mussten, nachdem sie, dem Altertume angehörig, zum Glücke für uns dem ihnen schon zugedachten Untergange zufällig entronnen waren [246]. Wie viel anderes mag also auf solche Weise mit der Zeit vernichtet worden sein!
Auf die verborgenen Schätze aufmerksam geworden, fingen allmählich auch andere Kreise an, die Stelle der alten Stadt zu durchwühlen. Ihnen kam es zwar nicht auf barbarische Benutzung der Fundstücke an, und daher zerstörten sie nicht vollständig;. aber ihre Teilnahme ging immerhin nur aus räuberischen Absichten hervor, so dass sie sich damit begnügten, Wertvolles zu finden, wegzuschaffen und mit Willkür anderweitig zu verwerten. So gelangte ein ostiensisches Mosaik nach S. Paolo alle tre fontane, so wurde die Konfession von S. Maria Maggiore mit den schönsten Marmorplatten geschmückt, nachdem solche erst aus Stücken, die man in Ostia gefunden hatte, zurecht gemacht worden waren. Bei dieser Art der Beraubung des versunkenen Hafenortes wurde natürlich manches, was sich nebenher einstellte, namentlich Inschriften, gleichfalls weggeschleppt. Von dem Umfange, welchen sie gehabt haben muss, kann man einigermassen eine Vorstellung gewinnen, wenn man in Erwägung zieht, wo sich heute
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überall ostiensische Inschriften befinden. In Rom, Pisaurum, Parma, Pisa, Amalfi, Florenz, Lissabon, Paris, Berlin [247], ja selbst in Westend-Charlottenburg [248] bei Berlin sind sie anzutreffen. Wie viele Reste des Altertums, die weder, wie die Inschriften dies doch meistens zu thun pflegen, von ihrer Herkunft selbst Zeugnis ablegen, noch auch für ihre Provenienz einen anderweitigen Anhaltspunkt gewähren, mögen demnach gerade auf Ostia zurückgehen!
Erst im Anfange dieses Jahrhunderts wurde endlich damit begonnen, den Erdboden in angemessener Weise nach den altertümlichen Resten zu durchsuchen und das einstige Ostia durch regelrechte Ausgrabungen bloss zu legen. Papst Pius VII liess seit 1800 solche durch den Architekten J. Petrini unternehmen. Infolge der politischen Ereignisse wurden sie jedoch bald wieder eingestellt, und es blieb daher noch für die nächste Zeit wieder bei der früheren Art des wissenschaftslosen Durchwühlens. Dann aber nahm Papst Pius IX die guten Bemühungen 1855 wieder auf und betraute mit der Vornahme weiterer Erforschungen den dazu besonders geeigneten C. L. Visconti. Als Rom 1870 eine andere Regierung erhielt, wurde zum Leiter der Ausgrabungen P. Rosa gemacht. Namentlich seit dieser Zeit ist in der richtigen Weise, freilich mit grösseren oder geringeren Unterbrechungen, daran gearbeitet worden, die alte Stadt wieder ans Tageslicht zu fordern. Über die verschiedenen Ergebnisse werden angemessene Berichte erstattet, die unter Umständen von erforderlichen Abbildungen begleitet und mit topographischen Zeichnungen ausgestattet sind, und die gefundenen Gegenstände werden einzig und allein in den Dienst der Wissenschaft gestellt.
A n m e r k u n g e n
1) Nibby, viaggio antiquario ad Ostia. Roma 1829. Diss. dell'acc. Rom. d'Arch. tom. III p. 272-293 giebt eine Beschreibung dieses Weges und hinter p. 348 dazu eine Karte.
2) CIL VI, 1375.
3) Aur. Prud. Clem., peristeph. hymn. XII, 45-54.
4) Über die Provenienz habe ich nichts ermitteln können; vielleicht stammen sie aus der Badeanstalt des sogenannten kaiserlichen Palastes.
5) Wahrscheinlich nach Alexander Severus genannt.
6) Amm. Marc. XVII, 4, 14.
7) Cicero ad Attic. XII und XIII.
8) Nibby a.a.O. p. 276-277.
9) Plut. Mar. 35.
10) Bormann, altlat. Chorogr. u. Städtegesch. p. 118. Halle 1852.
11) CIL XIV, 1695.
12) Plin. epist. 11, 17.
13) Plin. h. n. XIX, 110 (33). XV, 97 (27); script. Hist. Aug. Albinus 11, 3.
14) Plin. h. n. IX, 62 (29).
15) Plin. epist. II, 17.
16) Suet. Claud. 25; vgl. Mommsen, Hermes XVI, p. 643-647; Henzen, bull. dell'Inst. 1884 p. 23; Lanciani, ann. dell'inst. 1868 p. 183; Handb. d. röm. Alt. Marquardt, 5 Bd. Röm. Staatsverw. 2. Bd.(2) p. 482.
17) Suet. Vesp. 8.
18) Eine falsche Alarmierung älterer Zeit bei Sen. nat. quaest. 1, 15, 5.
19) Suet. Claud. 12. 38; Tac. ann. XI, 26. 31; Dio Cass. 60, 31.
20) Bormann a. a. 0.
21) Properz 1, 14; Symm. ep. III, 82.
22) Suet. Nero 27.
23) CIL Vl, 3539.
24) CIL XIV, 480. 914.
25) CIL XIV, 74. 175; CIL VI, 4, 1 no. 30517 - 30526.
26) Verg. Aen. IX, 381.
27) Marquardt a. a. O. 5 Bd. 2 p. 160; Dessau, le saline di Ostia. bull. arch. 1883 p. 215-18.
28) Tac. ann. XV, 43.
29) CIL XIV p. 1-9.
30) Guattani, mon. ant. ined. Rom 1805. tav. I und p. I-VII; Nibby a. a. O. p. 348; Canina, indic. delle rov. di Ostia e di Porto. Rom 1827-33.
31) Boissier, promen. archeol. (5) Paris 1895. p. 274; Crossi-Gondi=Cancani, Ostia Tib. e Porto. Roma 1883.
32) libreria Spithöver, catalogo delle fotografie di D. Anderson. Roma 1897. p. 50 No. 385-98.
33) Nibby a. a. O. p. 328; Reber, die Ruinen Roms und der Camp; aber nur in der 1. Aufl. p. 619.
34) Plan bei Guattani a. a. O. tav. XXI und p. CVII.
35) Plan bei Guattani a. a. O. tav. XXII und p. CVII.
36) Abbildung bei Spithöver a. a. O. No. 392. tempio di Vulcano.
37) Abbildung bei Guattani a. a. O. tav. XXIII und p. CVIII-CX; Pistolesi, il Vaticano III, 52; Visconti-Guattani, museo Chiaramonti III, 53.
38) gal. lapid. XXXIII; vgl. Grossi-Gondi=Cancani a. a. O. p. 22. Das hier gelieferte Verzeichnis ist aber sehr mangelhaft.
39) Das lehrt ein Blick auf den Plan bei Guattani.
40) CIL XIV, p. 5.
41) Kuhfeldt, de capitoliis imperii Romani. Berlin 1883.
42) CIL XIV, 32.
43) Visconti, il museo Pio-Clementino IV, 11; Pistolesi a. a. O. V, 106; das Relief ist im Vatikan und zwar in der sala detta Rotonda.
44) Abbildung bei Spithöver a. a. O. No. 391 strada principale.
45) Guattani a. a. O. tav. X und p. L-LIV.
46) Benndorf und Schöne, d. ant. Bildw. d. Lateran-Mus. Lpz. 1867.
47) guida del museo nazionale Romano nelle terme Diocleziane p. 8. 12. 13-16. 39. 43.
48) Den Angaben der Reisehandbücher gegenüber ist teilweise Vorsicht nötig.
49) Tac. ann. XV, 39.
50) CIL XIV, 393. Abbildung im Museo Chiaram. III, 33c.
51) Benndorf und Schöne a. a. O. p. 376.
52) desgl. p. 396.
53) desgl. p. 3 und dazu eine Abbildung.
54) CIL XIV, 375. 376; vgl. Momms. ephem. epigr. III, 319.
55) Spithöver, cat. No. 396 una strada.
56) desgl. No. 390 foro dei magazzeni.
57) Spithöver, cat. No. 398 rovine del molo.
58) desgl. No. 89 magazzino d'olio.
59) Fea, relazione di un viaggio ad Ostia. Rom 1802. p. 42.
60) CIL XIV, 4093 (10).
61) desgl. 409, 15.
62) Cicero ad Quint. fr. 2, 6, 7.
63) Tac. ann. XVI, 9; Suet. Tib., 10. 11.
64) Juven. VIII, 171.
65) Plut., über d. Verf. d. Orak. 17; Juven. XII, 16.
66) Plin. h. n. 7 (3), 33.
67) Strabo V, 3.
68) Plin. h. n. 19, 4, (1); vgl. Friedländer, Sittengesch. Roms II, das Verkehrswesen.
69) Strabo III, 3.
70) Plin. a. a. O.
71) Strabo III, 4.
72) Strabo IV, 6.
73) Plin. h. n. 2, 121 (47).
74) Strabo IV, 1.
75) Plin. a. a. O.
76) desgl.
77) urinatores. CIL XIV, 303.
78) CIL XIV, 254.
79) Cicero pro Murena 8, 16.
80) Vell. Paterc. 2, 94, 1.
81) Sen. epist. 77.
82) Handb. d. röm. Alt. 5 bd. Marquardt. II Bd.(2) p. 134.
83) O. Hirschfeld, d. Getreideverw. i. d. röm. Kaiserz. Philol. 1870 p. 1 - 96.
84) Tac. ann. XV, 18; script. hist. Aug. Sept. Sev. 8. Heliog. 27.
85) ann. dell'Inst. 1866. tav. d'agg. T. 2: vgl. Guhl und Koner(6) p. 425.
86) CIL XIV, 2028.
87) Boissier a. a. O. p. 297 hat das Bild ganz falsch beschrieben und erklärt; das Wort "FECI" steht auf einem noch vollen Sacke und kann nicht von dem Arbeiter gesprochen werden.
88) Amm. Marcell. 19, 10, 4.
89) Suet. Nero 16 u. 31.
90) Tac. ann. XV, 42.
91) Plin. h. n. 14, 61, (8).
92) Plut. Caes. 58; Suet. Claud. 20.
93) Suet. Claud. 20; Dio Cass. 60, 11; Quint. 3, 8, 16. 2, 21, 18. Schol. zu Juven. XII, 76; Plin. h. n. 16, 202 (76). 36, 70 (14).
94) Tac. ann. XV, 18.
95) Plan des Hafens bei Canina a. a. O.; vgl. Guhl und Koner(6) p. 546; Boissier a. a. O. p. 295; Abbildung seiner Umgebung auf einer Münze des Nero. Cohen, mon. imp. I, 188 No. 96 Tf. XII; vgl. Köhler, Bilder-Atlas zu Caes. b. G; Abb. 42.
96) Abbildung auf einer Münze Trajans vom Jahre 103; Canina, arch. rom. T. 160. 157; vgl. Guhl und Koner(6) p. 547 und dazu das Relief des museo Torlonia 'Kauffahrer im Hafen Portus'; Baumeister, Denkm. III p. 1624; Guhl und Koner(6), p. 426; Oehler a. a. O. Abb. 55.
97) Spithöver, cat No. 387 panorama del palazzo imperale.
98) Abbildung in ann. dell' Inst. 1857. tav. d'agg. L. (p. 316).
99) Benndorf und Schöne, p. 375 unten; Helbig, Führ. d. d. öff. Samml. Roms. Lpz. 1891. I p. 24.
100) Benndorf und Schöne a. a. O. p. 375. 379. 381.
101) Spithöver, cat. No. 386 Bagni del Palazzo imperiale.
102) ann. dell'Inst. 1857 p. 336 und dazu tav. d' agg. M, woselbst ein Plan.
103) Benndorf und Schöne p. 370 No. 523.
104) Hier ist vielleicht das Mosaik gefunden, welches sich jetzt in S. Paolo alle tre fontane befindet.
105) mon. dell' Inst. vol. VI e VII. tav. XI, C, Musaico dell'ipocausto delle terme ostiensi.
106) ann. dell'Inst. 1864 p. 147 und dazu tav. d' agg. K 1, woselbst ein Plan.
107) a. a. 0. No. 4.
108) CIL XIV, 56.
109) CIL XIV, 58. 59.
110) Benndorf und Schöne p. 359 No. 502. 504 (vgl. p. 399 No. 586).
111) Abbild. in ann. dell'Inst. 1864 tav. d' agg. LM 1 u. 2.
112) Spithöver, cat. No. 388 ara mitriaca.
113) ann. dell'Inst. 1864 tav. d'agg. N.
114) CIL XIV, 57.
115) Ann. dell'Inst. 1864 tav. d' agg. K. 3.
116) Benndorf und Schöne p. 384 No. 551.
117) Abbild. in ann. dell'Inst. 1864 tav. d' agg. LM 3.
118) Gellius n. Alt. XVIII, 1.
119) Hieron. epist. 45 ad Asellam.
120) Augustin, conf. lib. IX.
121) Suet. de rhetoribus 1.
122) Helbig a. a. O. II p. 152; die Ergänzungen müssen dann freilich anders erfolgen.
123) Macrob. sat. 7, 13, 18.
124) Plin. h. n. 9, 14 (5); Dio Cass. 75, 16.
125) Varro, l. Lat. V, 30.
126) Bormann a. a. O. p. 102.
127) Servius zur Aeneis VII, 31.
128) Ennius bei Festus p. 258 M.
129) Festus p. 254 M; Quiritium fossae.
130) Liv. VIII, 12.
131) Val. Max. 3, 7, 10.
132) Liv. XXVII, 22.
133) Preller-Jordan, Röm. Myth.(3) II p. 54ff.
134) desgl. p. 365.
135) Liv. 79 epit.
136) Plut., Mar. 35.
137) Cic. pro leg. Man. 12, 33; Dio Cass. 36, 5.
138) Suet. Tib. 10. 11.
139) Suet. Cal. 15.
140) Plin. ep. II, 17.
141) Varro, r. rust. 3,, 2.
142) Cic. ad Attic. XII, 24.
143) Plin. a. a. O.
144) Benndorf und Schöne p. 51; Helbig I p. 490; Mus. Pio-Clem. II, 39; Pistol. IV, 8.
145) Helbig I p. 24; Mus. Chiaram. II, 14; Pist. IV, 23.
146) Helbig I p. 13; Mus. Chiaram. I, 11; Pistol. IV, 13.
147) Mus. Pio-Clem. III, 45.
148) desgl. II, 5-8
149) Mus. Pio-Clem. I, 16.
150) Guattani tav. XVIII; CIL XIV, 31.
151) Helbig I p. 65; Mus. Chiaram. I, 24; Pistol. IV, 55.
152) Helbig I p. 157.
153) Guattani tav. III.
154) desgl. tav. IV.
155) desgl. tav. XIV.
156) desgl. tav. XIII.
157) Pistol. VI, 47.
158) Guattani tav. VII e VIII.
159) Mus. Pio-Clem. IV, 34; Pist. V, 51.
160) in der gal. lapid. unter den ostiensischen Funden.
161) Mus. Pio-Clem. II, 1.
162) Helbig I p. 39; Mus. Chiaram. III, 7.
163) Maué, die Vereine d. fabri, centonarii und dendrophori. Frankf. a. M. 1886; vgl. Handb. d. röm. Alt. 6 Bd. Marquardt, röm. Staatsverw. III(2).
164) ann. dell' Inst. 1868 p. 362-413.
165) mon. dell'Inst. VIII tav. 60, 2.
166) desgl. No. 3.
167) desgl. No. 1.
168) Preller-Jordan, Röm. Myth.(3) p. 387.
169) ann. dell'Inst. 1869 p. 208-245.
170) mon. dell'Inst. IX, tav. 8.
171) u.
172) desgl. tav. 8a und CIL XIV, 385. 38.
173) CIL XIV, 53. 69. 33. 67. 70.
174) desgl. 107. 84.
175) desgl. 34. 69.
176) desgl. 69. 36. 107. 33. 142. 71.
177) desgl. 67.
178) desgl. 324. 325.
179) desgl. 281.
180) desgl. 97.
181) desgl. 40. 42. 43. 39.
182) Preller-Jordan(3) II p. 392.
183) Helbig I p. 44; mus. Chiaram.III, 13; CIL XIV, 371.
184) guida del museo p. 16 oben.
185) Benndorf und Schöne p. 53 und Taf. XVII, 2.
186) ann. dell'Inst. 1866 p. 292-325.
187) CIL XIV, 726. 621. 1800. 469.
188) mon. dell'Inst. VIII, 28 No. 1.
189) CIL XIV, 708. 723.
190) mon. dell'Inst. VIII No. 2 und 3.
191) ann. dell'Inst. 1866 tav. d'agg. ST; CIL XIV, 2028. 2029.
192) Petron. 34.
193) Lateran-Mus. Zimmer XVI.
194) Helbig II p. 379.
195) Nibby a. a. O. p. 285. 288; Fea a. a. O. p. 10.
196) Für die Darstellung dieses Abschnittes vgl. Notizie dei scavi 1886; daselbst ein Plan.
197) Cumont, notes sur un temple mithriaque d'Ostie. Gand 1891. 197a) vgl. CIL XIV, 375. 376.
198) CIL, 376(13).
199) desgl. 375 (25).
200) desgl. 73. 353.
201) desgl. 375 (32).
202) desgl. 376 (16).
203) Liv. XXXII, 1.
204) CIL XIV, 375 (21. 27).
205) Ins. Gr. Sic. et lt. p. 239 ed. Kaibel.
206) vgl. CIL XIV p. 568 Christiana.
207) Spithöver, cat. No. 393-395 Teatro.
208) Für die Darstellung des Folg. vgl. Notizie dei scavi 1881, woselbst auf tav. I ein Plan.
209) CIL XIV, 390. 391.
210) desgl. 154.
211) desgl. 161.
212) desgl. 374.
213) desgl. 370.
214) desgl. 7.
215) desgl. 277-279.
216) Abbildung in Notizie dei scavi 1881 tav. II.
217) CIL XIV, 303.
218) desgl. 4143.
219) desgl. 172.
220) desgl. 4140.
221) desgl. 4144.
222) desgl. 4142.
223) Notizie dei scavi a. a. O. p. 113.
224) CIL XIV, 2; Abbildung bei Guattani tav. IX.
225) vgl. CIL XIV, 353. 375. 376. 409. 430. 423.
226) script. hist. Aug. Aurel. 45. Tac. 10.
227) Für die Darstellung des Folgenden vgl. Notizie dei scavi 1889. Auf p. 18 ein allgemeiner, auf p. 78 ein spezieller Plan; auf p. 74 die Ansicht des Augusteums.
228) Ausser in den Notizie dei scavi 1889 stehen diese Inschriften auch noch in ephem. epigr. VII p. 355ff.
229) vgl. auch Mél. d'arch. et d'hist. (éc. franç. de Rome) 1889 p. 180.
230) Notizie dei scavi 1888; auf p. 738 ein Plan.
231) vgl. CIL XIV, 98. 135. 376. 137.
232) script. hist. Aug. Ant. Pius 8.
233) ann. dell'Inst. 1857 p. 281-340.
234) Plan in mon. dell'Inst. vol. VI tav. XI.
235) namentlich Zimmer XV und XVI; vgl. Benndorf und Schöne a. a. O.
236) CIL XIV, 421 und 1442.
237) mon. dell. Inst. a. a. O.
238) Spithöver, cat. 397 strada dei sepolcri; vgl. CIL XIV, 314.
239) Benndorf und Schöne a. a. O. p. 381; CIL XIV, 166. 167.
240) Benndorf und Schöne p. 386.
241) Plin. epist. 8, 17.
242) CIL XIV, 85.
243) Zosim. 5, 39. 6, 6; Proc. b. G. 1, 26. 2, 7. 3, 36. Jorn. Get. 4; Aeth. p. 716; Venant. Fort. de red. s.
244) Greg. v. Tours b. Fr. X, 1.
245) Adolf Stahr, ein Winter in Rom.(2) 1871 p. 497.
246) Nibby a. a. O. p. 338; vgl. CII, XIV, 33.
247) CIL XIV, 163.
248) desgl. 81.