Wilhelm von Humboldt
Gesammelte Werke
(Collected Works)
Volume V, Berlin 1846
Portrait of Wilhelm von Humboldt (1767-1835). Image: Wikimedia.
248-249
Brief an F.A. Wolf; Rom, 15 April 1803.
Dabei fallen mir die Excavationen ein, die der Pabst jetzt bei Ostia machen lässt, und die Ihnen vielleicht aus den Zeitungen bekannt sind. Man braucht Galeerensklaven dazu, und die unmittelbare Aufsicht darüber ist einem, aber nicht mit mehreren Gelehrten dieses Namens zu verwechselnden Petrini anvertraut. Ich kam selbst noch nicht nach Ostia. Allein wie mir Baron Schellersheim, von dem gleich mehr, erzählt hat, so stellt man die Sache sehr verkehrt an. Statt den Strassen des alten Orts, wie man sie nach und nach findet, nachzugehn, so wühlt man die Erde ohne sonderlichen Plan hier und dort auf, wirft zu, wo man nichts findet und verdirbt mehr das Terrain, als dass man es regelmässig absuchte. Etwas sehr Bedeutendes ist bis jetzt nicht gefunden worden. Meist Münzen und einige Köpfe. Es kostet noch einige Schwierigkeit, die aufgefundenen Sachen zu sehen. Im heissesten Sommer sollen die Galeerensklaven hier in Rom arbeiten, wo? weiss ich noch nicht. Ostia ist alsdann ungesund, und schon jetzt ist die Sterblichkeit unter ihnen, da sie erbärmlich gehalten werden, schrecklich.
Ich denke bis künftiges Frühjahr zu warten, und dann, wo die Resultate hoffentlich wichtiger seyn werden, eine ausführliche Nachricht über diese Nachgrabungen, etwa in der Literatur-Zeitung bekannt zu machen, wenn es nicht bis dahin von einem andern geschieht.
248-249
Letter to F.A. Wolf; Rome, April 15 1803.
This reminds me of the excavations that the Pope is now having carried out near Ostia, and which you may be familiar with from the newspapers. Galley slaves are needed for this, and the direct supervision of this is entrusted to a Petrini, who should not be confused with several scholars of that name. I haven't come to Ostia myself yet. Only as Baron Schellersheim, of whom more shortly, told me, this is done very wrongly. Instead of following the streets of the old town, as they are gradually found, they dig up the earth here and there without any particular plan, fill up where they don't find anything and spoil the terrain more than search it regularly. Nothing very significant has been found yet. Mostly coins and some heads. There is still some difficulty in seeing the things found. In the hottest summer the galley slaves are supposed to work here in Rome, where? I do not know yet. Ostia is then unhealthy, and already now the mortality among them is terrible, because they are kept miserably.
I'm thinking of waiting until next spring, and then, when the results will hopefully be more important, to make known a detailed report about these additional excavations, for example in the Literary-Newspaper, if someone else doesn't do it by then.