Ostia Antica: Die Kampagne 2001 |
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arbeiten und ergebnisse |
Keramikaufarbeitungskampagne Vom 9.-21.4.2001 fand an der American Academy bzw. im Depot der Soprintendenza di Ostia eine zweiwöchige Keramikaufarbeitungskampagne statt. Hierbei konnten grosse Teile der letztjährigen Befunde aufgearbeitet werden. | |
teilnehmer | A. Martin (Leitung), N. Fenn, C. Bodinek, E.
De Sena
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Archäozoologische Untersuchungen | ||
4. Geophysikalische Prospektionskampagne | ||
teilnehmer | K.
Strutt (Geophysik), R. Rosenbauer (Vermessung), L. Lorio, M. Mirold, A.
Colantoni
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4. Grabungskampagne Vom 27.8. bis 13.10. fand die vierte und letzte, insgesamt 7-wöchige Grabungskampagne statt. Die Arbeiten konzentrierten sich auf zwei Bereiche: den bereits letztjährig ansatzweise erfassten Baukomplex der Navalia mit einem Hafentempel sowie eine grosse Villa suburbana im Bereich der Regio IV. | ||
Navalia und Hafentempel (So. 21, 33): Im vergangenen Jahr
konnte im Norden der Regio III die Existenz eines Flusshafenbeckens sowie
eines östlich daran anschliessenden Baukomplexes, den mutmasslichen Navalia,
nachgewiesen werden. Dieser insgesamt stark zerstörte Gebäudekomplex wurde
in diesem Jahr mit mehreren Schnitten untersucht bzw. die bereits im 19.
Jh. freigelegten Teile einer umfassenden Reinigung und Dokumentation
unterzogen (Abb.: Plan Regio III, Abb.: Plan Navalia).
Es bestätigten sich hierbei die letztjährigen Vermutungen. Der
Komplex besteht aus zwei Teilen: einem zentralen Tempel über einer
annähernd quadratischen, ca. 4,50 m über dem Niveau des Tibers gelegenen
Plattform (70 x 65 m), die auf zahlreichen langgestreckten, gewölbten
Kammern ruht. Letztere öffneten sich auf Wasserniveau zum Hafenbecken bzw.
Tiber und verfügten im Innern über flache Rampen aus opus caementicium. Es
kann kaum ein Zweifel bestehen, dass sie als Schiffshallen dienten. Zur
Landseite lag das Nutzungsniveau der Gewölbekammern ca. 2 m höher; hier
dienten sie als Tabernen. Genau im Zentrum der gesamten Anlage konnte das
Fundament eines 19,50 x 10 m grossen Podientempels mitsamt verschiedener
Architekturglieder freigelegt werden. Das Podium bestand aus zwei parallel
gelagerten, ursprünglich überwölbten Kammern, die das Fussbodenniveau des
Tempels ca. 2 m über das der Plattform heraushoben. Die genau auf die
Tibermündung orientierte Tempelfront verfügte über vier kannelierte Säulen
(Dm ca. 1,05 m) und erreichte einschliesslich des Giebels eine Höhe von ca.
20 m. Mehrere Fragmente der Cella-Wand zeigen, dass deren aufgehenden Teile
massiv aus Marmor bestanden und aussen mit einer Pseudorustica-Quaderung
und kannelierten Halbsäulen gegliedert waren. Vor der inneren Rückwand der
Cella fand sich das Fundament des Podiums für die Kultstatue(n), welches
mit 3,5 x 3,5 m auffallend gross ist. | ||
Mehrere Indizien weisen ferner darauf hin, dass der Tempel an den
beiden Längsseiten und der östlichen Rückseite von einer dreiseitigen
Portikus umfasst war, die zugleich die Aussenbegrenzung der Plattform
bildete. Insgesamt muss die Anlage somit einen besonders prächtigen Effekt
für alle in die Tibermündung einfahrenden bzw. im Hafen ankernden Schiffe
geboten haben, während sie zur Stadt weitgehend abgeschlossen war (Abb.:
Rekonstruktionszeichnung Hafen-Navaliakomplex). Sowohl im Bereich der Schiffshallen, als auch am Tempelfundament lassen sich zwei Bauphasen feststellen: demnach scheint der Komplex in der frühen Kaiserzeit entstanden und unter Marc Aurel (Münzfunde) umfassend restauriert worden zu sein. Er lässt sich somit relativ sicher mit einer aus diesem Zeitraum stammenden Inschrift (CIL XIV 376) verbinden, die u.a. von der Restaurierung der Navalia und einem Castor- und Pollux-Tempel berichtet. Für eine solche Identifizierung könnte auch die offenbar enge Beziehung des Tempels zur Schiffahrt und das für eine einzelne Kultstatue zu gross erscheinende Postament sprechen. Verschiedenen Schriftquellen zufolge fanden zu diesem Tempel bis ins 5. Jh.n.Chr. jährliche Prozessionen aus Rom statt, um für günstige Schiffahrtsverhältnisse zu bitten. | ||
Villa suburbana (So. 34-37): Mit vier weiteren
stratigraphischen Sondagen wurde im südlichen Teil der Regio IV eine grosse
Villenanlage untersucht, die sich zwischen der Stadtmauer und dem
ehemaligem Meeresufer erstreckt (Abb.: Regio IV, Villa suburbana,
Abb.: Grundriss Villa mit Sondagen).
Sie verfügt von Nord nach Süd über einen grossen Wohnblock, ein
annähernd quadratisches Peristyl und ein parallel zum Strand orientiertes
Gartenstadion von ca. 120 m Länge. An dessen Ostseite befindet sich eine
mit Mosaiken, Fresken und opus sectile dekorierte Pavillonarchitektur, die
mit einer Sondage (So. 34) untersucht wurde. Die Villa entstand um 60-80
n.Chr., erfuhr Umbauten und Neudekorationen im 2. Jh. und wurde am Ende
des 3. Jhs., möglicherweise infolge eines Erdbebens, vollständig zerstört.
Drei nachfolgende Besiedlungsphasen des 4. und 5. Jhs. nahmen keinerlei
Rücksicht mehr auf die älteren Villenstrukturen. Diese ursprünglich am
Rande der Stadt gelegene suburbane Villa bildete die erste in einer
lückenlosen Reihe von Meervillen, die von hier über viele Kilometer nach
Süden reicht. Anders als diese Villen wurde sie jedoch im Gefolge des
Baubooms des 2. Jh. vollständig von der städtischen Bebauung umfasst und so
in das Stadtgebiet integriert. Der Bau bildet einen weiteren wichtigen
Beleg für die Existenz reicher Häuser an der Stadtperipherie, ähnlich den
in den vergangenen Kampagnen nachgewiesenen Domus der Regio III und
V. | ||
teilnehmer | M. Heinzelmann (Projektleitung), A. Martin
(Leitung Fundbearbeitung), E. De Sena, R. Donnarumma, N. Fenn, C.
Imperatore, N. Tarantino (Keramik), E. Spagnolis (Numismatik), I. Reindell
(Restaurierung Metall), M. Tranchida (Restaurierung Wandverputz), M.
Stephani (Geodäsie), R. Rosenbauer (Fotografie, Vermessung, AutoCAD), J.
Dreissig (Informatik), A. Colantoni, M. Jansen, L. Lorio, B. Streubel, A.
Torresi, J. Wininger (Schnittleitung), E. Barletta, A. Bredthauer, V.
Capobiancho, M. Cullmann, F. Giovannetti, M. Gordini, V. Iacomi, A.
Kirschfink, M. Liberali, M. Mirold, E. Moltini, E. Mostacci, V. Musella,
L. Nicotra, S. Piccirilli, F. Quattrone, B. Roggio, A. Sieben, C.
Wawrizinek, T. Zimmer (studentische Grabungshilfskräfte). F. Galadini (CNR
Rom) ist für seismologische Beratung zu danken. | |
literatur | Mitteilungen
des Deutschen Archäologischen Instituts, Römische Abteilung 109, 2002
(im Druck) |