DAI Forschungsprojekt Ostia 1996-2001 |
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lage
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Ostia, die alte Hafenstadt Roms, befindet sich tiberabwärts ca. 25 km südwestlich von Rom. In der Antike lag die Stadt unmittelbar an der Tibermündung, doch hat sich die Küstenlinie in der Folgezeit mehrere Kilometer nach Westen verlagert. |
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geschichte |
Im späten 4. Jh.v.Chr. als kleine befestigte Kolonie auf der Südseite des Tibers gegründet, entwickelte sie sich mangels eines wirklichen Hafens, zunächst nur langsam und diente primär der Sicherung der für Rom lebenswichtigen Tibermündung. Erst mit der Anlage eines gut funktionierenden Hafens unter Trajan, ca. 2 km nördlich des eigentlichen Stadtgebietes erlebte die Stadt einen sprunghaften Aufschwung und entwickelte sich innerhalb weniger Jahrzehnte zu einer bevölkerungsreichen Grossstadt. Bereits ab dem späten 3. Jh.n.Chr. setzte ein langsamer Niedergang durch die schrittweise Verlagerung der Handels- und Verwaltungsfunktionen zum Portus ein. Einen gravierenden Einschnitt bildeten schliesslich die Germaneneinfälle des 5. Jhs. Das letzte Leben der bereits weitgehend entvölkerten Stadt erlosch im 8. Jh. (Abb.: Rekonstruierender Gesamtplan Ostia-Portus) | |||||
forschungs- geschichte |
Die systematische Erforschung Ostias reicht bis in das frühe 19. Jh. zurück. In mehreren Schritten, zunächst unter päpstlicher Oberhoheit, dann seit 1870 durch die staatlichen Stellen wurden bis 1942 ca. 40% des antiken Stadtgebietes freigelegt. (Abb.: Ausgrabungen 19./20. Jhs.) Die herausragenden Forscher dieser Zeit waren C. L. Visconti, D. Vaglieri, G. Calza und I. Gismondi. Seit dem Ende des 2. Weltkrieges konzentrieren sich die Arbeiten vorwiegend auf die Untersuchung, Dokumentation und Instandhaltung des freigelegten Baubestandes. Im Gegensatz zu Pompeji ist das Engagement ausländischer Forschungsinstitute in Ostia eine verhältnismässig junge Entwicklung. Das Deutsche Archäologische Institut Rom ist seit 1995 mit mehreren Projekten in Ostia aktiv. | |||||
aktuelle arbeiten |
1998 konnte eine erste archäologische Karte des ostiensischen Suburbiums beruhend auf Luftbildauswertungen und Geländebegehungen vorgelegt werden (Römische Mitteilungen 1998). (Abb.: Archäologische Karte des südlichen Suburbiums von Ostia). In einem zweiten Projektabschnitt wurden dann auf der Basis dieser Ergebnisse gezielte stratigraphische Sondagen an ausgewählten Einzelobjekten und urbanistisch relevanten Punkten durchgeführt, um so weiterführende Informationen zu deren Datierung und der gesamten
Siedlungsabfolge in den jeweiligen Bereichen zu erhalten. (Abb.: Verteilungskarte Sondagen 1995, 1998-2001)
In den Kampagnen 1998 und 1999 konnten in der Regio V die bei den geomagnetischen Prospektionen entdeckte konstantinische Bischofskirche samt Vorgängerbebauung, eine ungewöhnlich grosse Domus des späten 1. Jhs.n.Chr., die Stadtmauer, das Stadttor der Via del Sabazeo mit einer spätantiken Erneuerungsphase und verschiedene Strassenzüge untersucht werden. Im Jahr 2000, 2001 konzentrierten sich die Arbeiten in den westlichen Regiones III und IV, wo u.a. ein neuentdecktes Flusshafenbecken mit Navalia und Tempel, eine weitere Domus, eine Villa suburbana, verschiedene kommerzielle Nutzbauten, ein neues Stadttor und mehrere Strassen untersucht werden konnten. | |||||
kolloquien | Angesichts der in jüngerer Zeit sprunghaft zunehmenden Forschungsaktivitäten in Ostia konnte auf Initiative des DAI Rom und in Zusammenarbeit mit der Soprintendenza di Ostia und anderen ausländischen Instituten ein internationales Diskussionsforum in Gestalt zweijährlich abgehaltener Ostia-Kolloquien ins Leben gerufen werden. Diese sollen allen derzeit in Ostia arbeitenden Forscher und Instituten, Gelegenheit zur Vorstellung neuester Ergebnisse und der Diskussion bestimmter Fragestellungen bieten. Das Programm dieser Treffen, kurze Zusammenfassungen der Vorträge sowie weitere nützliche Informationen zu Ostia können auf www.ostia-antica.org abgerufen werden. | |||||
kooperationen |
American Academy in Rome Bayerisches Amt für Denkmalpflege Geographisches Institut der Universität Bonn Institut für Photogrammetrie und Fernerkundung, Technische Universität München Soprintendenza Archeologica di Ostia | |||||
förderung | Das Projekt wird zu grössten Teilen mit Mitteln der Fritz Thyssen Stiftung realisiert. | |||||
ansprech- partner |
Dr. Michael Heinzelmann. | |||||
literatur | Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Römische Abteilung 104, 1997, 537 ff.; 105, 1998, 175 ff.; 105, 1998, 425 ff.; 106, 1999, 289 ff.; 107, 2000, 375 ff.;
Journal of Roman Archaeology 12, 1999, 342 ff.; AIAC News Nr. 21, 1999, 5-8; MededRom 58, 1999, 24 f.; MAAR 45, 2000 (im Druck); RM 108, 2001 (im Druck); J.P. Descoeudres (Hrsg.), Ostia, Port et porte de la Rome antique Katalog Ausst. Genf 2001, 278 ff.; RM 109, 2002 (im Druck). |